Im Juni veröffentlichte KSM Anime den von den heiligen Texten des Korans inspirierten Film »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« (jap.: »Journey: Taiko Arabia Hantou de no Kiseki to Tatakai no Monogatari«). Wir haben uns das Ganze auf Blu-ray angesehen. Wie unser Eindruck ausfällt, verraten wir in dieser Review.
Gott ist auf unserer Seite!
Aws ist eigentlich nur ein einfacher Töpfer in Mekka, obwohl er eine dunkle Vergangenheit hat. Die Stadt ist kurz davor, vom übermächtigem Herrscher Abrahas und seinen Horden eingenommen zu werden. Ein grausames Schicksal, denn der Feind möchte die Bewohner Mekkas versklaven und die heilige Kaaba zerstören. Das kann Aws auf gar keinen Fall zulassen! Zusammen mit dem Widerstand stürzt er sich mutig in einen epischen Kampf für die Freiheit.
Der japanisch-saudi-arabische Action-Fantasy-Anime-Film »The Journey« feierte am 25. Juni 2021 seine Premiere in den japanischen Kinos. Das Budget für den Film lag bei zwischen zehn und fünfzehn Millionen US-Dollar. Eingenommen wurden an den Kinokassen 55.940 US-Dollar (ca. 56.136 Euro).
Deutsche Vertonung mit Stärken und Schwächen
Tom Sielemann, der beispielsweise die Dialogregie bei »Kokoro Connect« führte und das Dialogbuch zu »Tada Never Falls in Love« verfasste, trommelte den deutschen Sprechercast für »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« zusammen und schrieb zudem die deutschen Dialoge. Das fertige Produkt weist einige Stärken und Schwächen auf.
Eine tolle Performance liefert Jeremias Koschorz in der tragenden Rolle des Aws. Der Charakter zeichnet sich durch einen sehr starken Willen und Glauben aus. Von der Stimmlage her und dem Eindruck, der beim Schauen entsteht, passt Koschorz hier wie die Faust aufs Auge. Für mich stellt der Sprecher eine wunderbare Besetzung dar und überzeugt durchweg mit seiner Leistung.
Neben Aws sind in der Handlung noch Nizar (CV: Peter Flechtner), Musab (CV: Tim Moeseritz), Zurara (CV: Julien Haggège), Abraha (CV: Milton Welsh) und Hawkab (CV: Joachim Kaps) von besonderer Bedeutung. Diese sechs Figuren inklusive Aws glänzen in der deutschen Umsetzung mit passenden und hervorragenden Sprechern. Das Endergebnis konnte mich ausnahmslos überzeugen und sorgt für eine hochwertige Synchronisation.
Mir sind beim deutschen Dialogbuch einige Übersetzungen aufgefallen, die mir ein wenig unpassend vorkommen, wenn man das Ganze in der Zeit, wo die Geschichte spielt, betrachtet. Da ich solche Momente nur zwei bis drei Mal in den knapp zwei Stunden hatte, stört es mich im gesamten betrachtet nur minimal. Fehlbesetzungen konnte ich erfreulicherweise keine ausmachen.
Zusammenarbeit zwischen Japan und Saudi-Arabien
Bei »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« handelt es sich um eine Koproduktion zwischen den Animationsstudios Toei Animation (Japan) und Manga Productions (Saudi-Arabien). Der Anime-Film entstand unter der Regie von Koubun Shizuno (»Detektiv Conan – Der purpurrote Liebesbrief«), während Atsuhiro Tomioka (»Chrono Crusade«) das Skript schrieb und Tatsurou Iwamoto (»Monster Strike the Animation«) das originale Design der Charaktere beisteuerte.
Hierzulande bringt KSM Anime den Film im Bildformat 1.85:1 (1080p) und Tonformat DTS-HA MA 5.1 auf den Markt. Neben der deutschen Sprachausgabe lässt sich der Film ebenfalls auf Japanisch ansehen. Die arabische Sprachfassung ist in der deutschen Ausgabe nicht dabei. Der Trailer gewährt schon einen ordentlichen Einblick in das fertige Produkt und lässt die Arbeit von Toei Animation problemlos erkennen.
Der Film fokussiert sich meines Erachtens auf die Geschichte, wodurch die Qualität nicht immer zu überzeugen weiß. Optisch wird einem ein ordentliches Bild geboten – mehr aber auch nicht in dieser Hinsicht. Die CGI-Animationen fallen auf. Die inszenierten Kämpfe sind von kurzer Dauer und unspektakulär, beziehungsweise enthalten diese keinen Schwung.
Die religiösen Geschichten in dem Anime-Film werden optisch anders dargestellt, um den Fokus auf den Inhalt zu lenken. Den Zuschauer erwarten dabei einzelne Bilder, die nach und nach gezeigt werden. Die visuelle Darstellungsart gefällt mir persönlich schon, doch nehmen diese Sequenzen viel Zeit ein und wirken durch die fehlenden Animationen ein wenig eintönig.
Im Handel ist »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« auf DVD und Blu-ray erhältlich. Als Verpackung erhielt der Film eine einfache Amaray mit einem Wendecover, damit man das Cover-Artwork ohne FSK-Zeichen bestaunen kann. Die Handelsversion beinhaltet als Extra den Original-Trailer sowie eine Bildergalerie.
Inspiriert von den heiligen Texten des Korans
Bei »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« handelt es sich um eine Koproduktion zwischen dem legendären Studio Toei Animation und dem saudi-arabischen Unternehmen Manga Productions. In diesem Film wird die religiöse Geschichte des Elefanten aus dem Koran aufgegriffen. Durch seinen Inhalt und Fokus hebt sich der Anime-Film von der Masse ab.
Wer in dem Koran bewandert ist, wird die Geschichte bezüglich des gescheiterten Feldzugs des südarabischen Herrschers Abrahas gegen Mekka kennen. Die Idee, aus einer religiösen Geschichte einen Anime zu produzieren, empfinde ich ziemlich faszinierend. Das Interesse, einen Blick in das Werk zu werfen, ist aus meiner Sicht bei vielen Menschen allein dadurch sicherlich gegeben.
Das Erzähltempo ist gemächlich. Die drohende Gefahr wird frühzeitig dargestellt, jedoch braucht der Film ganze sechzig Minuten, bevor es zu dem Krieg zwischen den Streitkräften Abrahas und den Widerstandskämpfern Mekkas kommt. Einige umfangreiche Erzählungen, die gelegentlich erzählt werden, nehmen viel Zeit in Anspruch und unterbrechen die Handlung.
Bedauerlich ist, dass die Figuren blass bleiben und einige gar keinen Beitrag zur eigentlichen Handlung beisteuern. Auch Rückblenden zur dunklen Vergangenheit von Aws oder das verärgerte Motiv von Zurara wirken etwas enttäuschend. Die Kämpfe sind beispielsweise von kurzer Dauer und kaum der Rede wert. Der Fokus des Filmes liegt meines Erachtens in der religiösen Botschaft.
Wer auf der Suche nach einem actionreichen Abendfüller ist, der sollte die Finger von »The Journey – Die Legende vom guten Dieb« lassen. Wer hingegen Lust auf eine orientalische Fantasy-Action-Geschichte hat, die von den heiligen Texten des Korans inspiriert ist, erhält mit diesem Anime-Film ein besonderes Seherlebnis geboten.
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