Disc-Review: »Der Graf von Monte Christo« – Vol. 1-3

Im Jahr 2004 startete in Japan die Anime-Interpretation des Abenteuerromans »Der Graf von Monte Christo« von Alexandre Dumas als opulentes SciFi- und Mystery-Abenteuer. Der deutsche Publisher KSM Anime bietet die komplette Serie seit Oktober 2021 auf Disc an.

Wir haben einen Blick in die Blu-ray-Version geworfen. Ob uns die Anime-Serie rund um Liebe, Intrigen und Vergeltung überzeugen konnte, verraten wir in dieser Review.

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Die Rache ist mein!

Im Jahre 5053 weilen die beiden jungen Adligen und Freunde Albert de Morcerf und Franz d’Epinay auf Luna, um den jährlichen Karnevals-Festlichkeiten beizuwohnen. Sie suchen die Aufregung und eine letzte Gelegenheit, sich vor ihren arrangierten Ehen noch einmal zu vergnügen. Dort stoßen sie auf den unergründlichen Grafen von Monte Christo. Mit seiner charismatischen Art gewinnt er den jungen Albert für sich, der ihm kaum einen Gefallen abschlagen kann.

Nachdem Albert den Grafen in die Pariser Adelsgesellschaft eingeführt hat, ist er allerorten das Tagesgespräch: Die Damen liegen seinem Charme zu Füßen, doch auch die Herren bewundern seine Eloquenz und Noblesse. Die Aura des Grafen scheint makellos. Doch manche treibt auch die bloße Gier in seine Arme, sei es seinem schier unendlichen Vermögen und dem damit einhergehenden Luxus oder dem geheimen Wissen von augenblicklich tödlichen Giften geschuldet.

In Wahrheit aber zieht sich das Netz des Grafen, dass er um Albert und Franz, die verbotene, junge Liebe zwischen Valentine und Maximillien und schließlich um ihre Mütter und Väter spinnt, immer weiter zu. Als Albert dies erkennt, ist es schon viel zu spät. Die Ereignisse lassen sich nicht mehr umkehren und was fort ist, bleibt fort. Die Gier, die Liebe und der Wahnsinn treiben alles auf die Spitze. Muss wirklich alles fallen, sogar Paris, die Erde und das gesamte Universum?

In Japan wurde die 24-teilige TV-Serie »Der Graf von Monte Christo« vom 6. Oktober 2004 bis zum 30. März 2005 ausgestrahlt. Der Anime basiert auf den Abenteuerroman von Alexandre Dumas.

Mit dem Blick zum Detail

Die deutsche Umsetzung entstand bei der DMT Digital Media Technologie GmbH, die unter anderem die deutsche Fassung für »Otherside Picnic« und »Kabukicho Sherlock« erstellt haben, in Hamburg. Das Dialogbuch und die Regie wurden von Yannik Raiss übernommen. Einen Überblick über den deutschen Sprechercast bekommt ihr hier.

Was haben Jouji Nakata und Torsten Münchow neben der Rolle des Grafen von Monte Christo gemein? Nakata ist die japanische Stimme des Vampirs Alucard aus »Hellsing« und im deutschsprachigen Raum ist dies Münchow. Nicht nur, dass Münchow stimmlich und schauspielerisch die charismatische Art des Grafen makellos spielt, sondern auch der Aspekt, dass Dialogregisseur Yannik Raiss auf eine passende Kontinuität achtet, ist lobenswert.

Erwähnenswert sind zudem die französischen Passagen innerhalb der Serie, die jeweils vom Sprecher des Grafen gesprochen werden. Im ersten Volume bietet KSM Anime ein »Behind the Scenes – Französisch« an. Zuschauer ohne Französischkenntnisse wären Fehler in der Aussprache sicherlich nicht aufgefallen, doch Raiss investierte hier viel Zeit und Einsatz, um ein stimmiges Ergebnis mit korrekter Aussprache zu gewährleisten. Das Video zeigt dies ideal auf und wertet die Wertschätzung für das Endprodukt noch einmal stark auf.

Der deutschen Synchronfassung gelingt es aus meiner Sicht bereits in der ersten Episode an zu überzeugen. Die hohe Qualität bleibt auch in den restlichen Folgen der Serie bestehen. Schwankungen in der Qualität waren für mich keine bemerkbar. Nach Abschluss des Animes lässt sich bewerten, dass der Cast passend besetzt und die Emotionen der Figuren von den jeweiligen Sprecherinnen und Sprechern ordentlich herübergebracht wurden.

Neben Torsten Münchow möchte ich noch Henning Nöhren als Albert de Morcerf hervorheben. Innerhalb der Geschichte spielen insbesondere der Graf und Albert eine wesentliche Rolle. Albert ist liebenswert und sympathisch, doch auch ziemlich naiv unterwegs. Seine Aktionen sind unüberlegt und der Schlüssel für das Chaos. Nöhren liefert hier eine ausgezeichnete Arbeit, wodurch die Eigenschaften des Charakters und sein Verhalten in deutscher Sprache glaubhaft herüberkommen.

Zusammengefasst: Die deutsche Fassung von »Der Graf von Monte Christo« überzeugt auf ganzer Linie und sorgt dadurch für ein angenehmes Seherlebnis in der eigenen Muttersprache. Die Dialoge wurden mit Hinblick auf das Setting passend geschrieben. Der Blick zum Detail rundet das Ganze ab.

Ein optisches Erlebnis der anderen Art

Die Anime-Interpretation entstand unter der Regie von Mahiro Maeda (»Blue Submarine No. 6«) im Studio GONZO (»Full Metal Panic!«). Das Characterdesign stammt von Maeda und wurde von Hidenori Matsubara (»Evangelion: 3.0+1.0«) umgesetzt. Bei KSM Anime erscheint die Serie auf Blu-ray im Format 16:9 mit einer Auflösung von 1080p. Der Ton wird als DTS-HD MA 5.1 geboten.

Der erste Blick aus dem Trailer verrät, dass »Der Graf von Monte Christo« visuell heraussticht. Das Studio GONZO tobt sich aus und liefert ein einzigartiges Ergebnis. Für die damaligen Verhältnisse gelingt es dem Studio die 2D- und 3D-Animationen gekonnt miteinander zu verknüpfen. Das die Darstellung des Öfteren altbacken daherkommt ist selbstverständlich, doch das Gesamtbild ist nichtsdestotrotz eindrucksvoll.

Der surreale Kunststil hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Kunstvolle Muster bewegen sich aktiv, lebendig über die Kleidung und die Haare der Figuren. Die Ästhetik in »Der Graf von Monte Christo« ist außergewöhnlich und genau der Charme der Anime-Interpretation. Bei der visuellen Darstellung hat man oftmals das Gefühl ein Kaleidoskop zu betrachten.

Die 24-teilige Serie ist bei KSM Anime in drei Volumes auf DVD und Blu-ray erhältlich. Als Verpackung entschied sich der Publisher für ein Digipack im Slipcase. Ein Sammelschuber liegt dem letzten Volume der Serie als Extra bei. Der FSK-Hinweis wurde weder auf den Sammelschuber, Digipacks oder Slipcases aufgedruckt.

Als greifbare Extras bietet KSM Anime neben dem Sammelschuber ein Poster (DIN A4), fünf Artcards (DIN A6), ein 32-seitiges informatives Booklet sowie eine Soundtrack-CD. Letztgenanntes Extra enthält 20 Tracks, darunter den Opening- und Ending-Song. Auf den drei Discs selbst gibt es noch zahlreiche weitere Extras. Neben den Einblicken in die deutsche Fassung gibt es unter anderem Interviews mit dem japanischen Team und vieles mehr.

Überraschend, einzigartig und anregend inszeniert

Mit »Der Graf von Monte Christo« erweitert KSM Anime neben »Das Land der Juwelen« sein Portfolio um eine weitere beeindruckende Animationsserie. Das Meisterwerk von Alexandre Dumas als Vorlage inspiriert das Team von GONZO für diese einzigartige Anime-Interpretation. Adelsgesellschaft trifft auf SciFi und Mystery – die Mischung funktioniert!

Die ersten beiden Folgen lassen sich als Einführung in die Welt von »Der Graf von Monte Christo« ansehen. Die beiden Protagonisten Albert de Morcerf und der Graf von Monte Christo werden leicht vorgestellt. Zügig wird ersichtlich, dass der Graf die Naivität des jungen Adligen bemerkt und diesen um den Finger wickelt.

Die große Zuneigung von Albert sowie sein unerschütterliches Vertrauen in den Grafen lässt das Unheil und das Verderben seinen Lauf nehmen. Die Entwicklung ist anregend gestaltet. Der Verlauf beinhaltet Überraschungen. Die Mischung aus SciFi und Mystery wird passend aufgegriffen. Das Geschehen ist noch einmal durch die surreale visuelle Darstellung intensiver zu spüren.

Der Anime zu »Der Graf von Monte Christo« sticht in vielen Bereichen aus der Masse heraus. Insbesondere der Stil der Serie wird ausschlaggebend sein, inwieweit der Eindruck ausfallen wird. Wer sich auf das optische Erlebnis der anderen Art einlassen kann, wird seine Freude am Schauen haben.

»Der Graf von Monte Christo« erzählt eine dramatische Geschichte, dessen Verschulden größtenteils bei dem jungen Adligen Albert de Morcerf liegt. Ein kleiner Riss entwickelt sich zu einer gigantischen Schlucht und zieht den Zuschauer mit seinen Ereignissen in den Bann. Der Rachefeldzug des Grafen hinterlässt durch die Umsetzung von GONZO einen bleibenden Eindruck und verdient einen Blick.

©2004 Mahiro Maeda・GONZO/KADOKAWA
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