»Evangelion«-Schöpfer äußert Sorgen über Zustand der Anime-Branche

»Evangelion«-Schöpfer Hideaki Anno äußerte vor Kurzem seine Sorgen bezüglich des aktuellen Zustands der japanischen Anime-Industrie. Wir fassen zusammen.

Fachkräftemangel und Verzögerungen

Am 30. Januar 2025 fand eine Hauptversammlung der parteiübergreifenden MANGA-Parlamentarierliga (Manga ANimation GAme Diet Members‘ Association) statt, an der insgesamt 110 Abgeordnete der Regierungs- und Oppositionsparteien teilnahmen.

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Die bestimmenden Themen waren Arbeitskräftemangel, Produktionsverzögerungen und Piraterie, welche von Regierungsvertretern, externen Experten sowie wichtigen Persönlichkeiten aus der Anime- und Manga-Industrie vorgetragen wurden. Unter Letzteren befand sich Hideaki Anno, der vor allem den Personalmangel beklagte:

»Es gibt einen ernsthaften Mangel an Fachkräften in diesem Bereich. Wenn es nicht genügend Leute gibt, verlangsamt sich die Produktion. Viele Anime-Projekte werden derzeit verschoben und der Hauptgrund dafür ist der Personalmangel.«

Uneinigkeit über Arbeitsbedingungen

Zwar räumte er in diesem Zusammenhang ein, dass die Branche in der Vergangenheit durchaus für ihre schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert worden sei, behauptete aber auch, dass es mittlerweile erhebliche Verbesserungen gegeben hätte.

Deswegen appellierte er an die Medien, nicht nur die negativen, sondern auch mal die positiven Aspekte der Anime-Industrie hervorzuheben, um neue Talente anzuziehen.

In sozialen Netzwerken erhielt Anno für diese Aussagen jedoch heftigen Gegenwind. Ihm wurde vorgeworfen, nur aus seiner Position heraus zu sprechen. Denn in den letzten Jahren hätte sich nur die Bezahlung von Regisseuren und Produzenten verbessert, allerdings nicht die der gewöhnlichen Animatoren – und das ist Fakt.

Schließlich hat die Japan Fair Trade Commission (JFTC) erst vor wenigen Tagen eine Untersuchung eingeleitet, welche sich mit der Ausbeutung von Animatoren befasst. Und auch der Bericht der Vereinten Nationen liegt noch nicht allzu lange zurück.

Staatliche Unterstützung notwendig

Um die finanzielle Lage der Anime-Industrie im Ganzen zu stabilisieren, forderte Anno staatliche Unterstützung in Form von Steuergutschriften für Anime-Studios.

In mehr als 50 Ländern würden Film- und Animationsstudios bereits von einem derartigen System profitieren, da man dort die weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Sektoren anerkannt hätte. Damit reiht sich Anno in die lange Liste derer ein, die ein Einschreiten der japanischen Regierung fordern.

Vor einem Jahr schlug die Nippon Anime & Film Culture Association (NAFCA) vor, dass man Anime-Studios einen 30-prozentigen Anteil an den geistigen Eigentumsrechten zugestehen sollte, unabhängig davon, ob sie dem Produktionskomitee angehören. Bislang erhalten Studios rund 6 % der Auslands- und 16 % der Inlandsverkäufe.

Abschließend rief Anno noch zur dringenden Archivierung von Originalwerken und Manuskripten in speziellen Aufbewahrungszentren auf, da diese tagtäglich verfallen würden und es somit ein »Wettlauf gegen die Zeit« wäre, diese zu bewahren.

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©khara, inc.

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Ich

Also jetzt bin ich baff! Wir reden hier ja öfters über das Thema Arbeitsbedingungen und Bezahlung und das sich da was tun muss. Auch, dass es da Unterstützung von Politik braucht.

Und jetzt lese ich hier, dass ja solche Treffen schon stattfinden, wo Abgeordnete – aus Regierung und Opposition – und Leute aus der Branche sich treffen und austauschen. Und das ja wohl anscheinend auch nicht erst seit gestern. Und man hat das immer noch nicht hinbekommen!? Und dann wundert man sich über den Arbeitskräftemangel? Wow, wie das wohl passieren konnte …

Ich meine … es sind alle da. Und? Man sieht es nicht? Ernsthaft? Ich habe gerade so ein Bild vor mir … egal.