So wird KI derzeit in der Anime- und Manga-Industrie eingesetzt

Die japanische Tageszeitung Nikkei beschäftigte sich vor Kurzem in einem Bericht mit dem Thema, in welchem Umfang künstliche Intelligenz (KI) derzeit bei der Produktion von Anime und Manga eingesetzt wird. Wir fassen zusammen.

Verringerung der Arbeitsbelastung

Das derzeitige Hauptaugenmerk beim Einsatz von künstlicher Intelligenz sei laut Nikkei die Verringerung der Arbeitsbelastung, sodass sich Kreative auch wirklich auf ihre originären Aufgaben konzentrieren können.

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In diesem Zusammenhang wurde das Unternehmen K&K Design vorgestellt. Dieses wirkte bereits an Anime-Titeln wie »Napping Princess« sowie »After School Dice Club« mit und hat sich auf die Erstellung von Zwischenbildern mit generativer KI spezialisiert.

Laut Angaben des Studios würde es mit künstlicher Intelligenz lediglich vier bis fünf Stunden dauern, sogenannte Inbetween-Frames für Animationswerke herzustellen, während der klassische Prozess ein bis zwei Wochen in Anspruch nehme.

Erhebliches Zeitersparnis

Der menschliche Anwender würde bei der KI-Methode nur die Start- und Endbilder beisteuern und der Software die entsprechenden Anweisungen geben. Diese kümmere sich um den Rest – wie die Bewegungen einer Figur von A nach B.

Doch auch bei der Farbgestaltung von Hintergrundbildern käme KI schon seit längerer Zeit regelmäßig zum Einsatz. Hierdurch sei es möglich, die Arbeitszeit von rund einer Woche auf gar fünf Minuten zu reduzieren.

Zwar müsse ein Mensch die Arbeit der KI im Nachgang überprüfen und überarbeiten, doch dies würde nicht im Ansatz etwas an der großen Zeiteinsparung ändern – Zeit, die man laut K&K Design für umfangreichere Kreativarbeit benötige.

KI-Einsatz bei Mangaka

Auch bei der Produktion von Manga hat künstliche Intelligenz mittlerweile unzählige Anwendungsgebiete gefunden und man könnte meinen, dass Manga-Urgesteine die neue Technologie sehr ablehnend sehen, doch laut Nikkei sei das Gegenteil der Fall.

Der Bericht zitiert den 70-jährigen Mangaka Yoshimi Kurata, der unter anderem für sein Werk »Aji Ichi Monme« bekannt ist und erklärt, in welchem Maße er von künstlicher Intelligenz bei seiner Arbeit profitieren würde.

So sei KI-Technik insbesondere bei der Vervollständigung von Hintergründen sowie der Kolorierung und Verfeinerung von Skizzen eine erhebliche Unterstützung, wodurch sich Kurata mehr auf die Geschichte und kreative Arbeiten konzentrieren könne.

Auch wandte er sich an seine »vielleicht zu konservative Generation« und stellte klar, dass seine Zeichengeschwindigkeit aufgrund seines mittlerweile fortgeschrittenen Alters sehr nachgelassen habe. Die KI-Technik mache ihm jedoch Hoffnung, dass er statt weniger Jahre vielleicht sogar noch ein ganzes Jahrzehnt weiterarbeiten könne.

KI bei Unternehmen

Aber nicht nur Individuen, sondern auch ganze Unternehmen in der Manga-Industrie würden mittlerweile vermehrt auf KI setzen, wie zum Beispiel en-dolphin, ein in Tokio ansässiges Unternehmen für digitale Manga-Produktion, welches eine generative KI-Technologie zur Unterstützung von Mangaka entwickelt hat.

Dabei lerne die künstliche Intelligenz aus den früheren Arbeiten eines Schöpfers, um Illustrationen reproduzieren und den Zeichenprozess optimieren zu können. Jedoch nur, wenn der Künstler die ausdrückliche Genehmigung erteilt hat. Die gewonnenen Daten würden einer strengen Urheberrechtsverwaltung unterliegen, weswegen man die Software als einen »maßgeschneiderten KI-Dienst« bezeichnen könne.

Abschließend dürfe man natürlich nicht die kürzlich angekündigten Bemühungen der japanischen Regierung vergessen. Nicht nur investiert man derzeit in ein KI-System zur Bekämpfung von Anime-Piraterie, sondern auch in KI-Übersetzungen für Manga.

Somit habt ihr nun einen kurzen Überblick über die derzeitigen Anwendungsgebiete von künstlicher Intelligenz. Allerdings beleuchtet der Nikkei-Bericht überwiegend die positiven Aspekte der neuen Technologie und ihr dürften zweifellos Arbeitsplätze zum Opfer fallen – allem voran bei Substudios, die für das Erstellen von Zwischenbildern engagiert werden, und natürlich Manga-Assistenten, die zuvor unabdingbar waren.

Mehr zum Thema:

Via Nikkei, YouTube
© Aniplex, ATRI Production Committee

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Ich

Ja, natürlich. Es ist alles nur Unterstützung. Es verringert nur die Arbeitsbelastung … damit man sich auf wichtige Dinge konzentrieren kann. Und wenn die KI dann die ganze Arbeit macht, hat man alle Zeit der Welt sich auf andere Dinge zu konzentrieren, da man dann keine Arbeit mehr hat. Aber Hey! Es ist ja nur Unterstützung …

Hannibal ante Portas.

Guts

Alleine der Punkt mit den »Inbetween-Frames« macht deutlich, dass es denen nicht um Arbeitserleichterung und Unterstützung geht. Inbetween-Animator ist ein wichtiger Einstiegsjob um das Zeichnen und Animieren zu lernen/verbessern. Die Animatoren in Japan sind über die letzten Jahrzehnte aufgrund fehlender Lehrmöglichkeiten immer schlechter geworden, jetzt nimmt man ihnen auch noch die letzten Möglichkeiten etwas praxisnah zu lernen. Das wirkt sich dann natürlich auf die Qualität der Key-Animationen aus, weil der Nachwuchs halt nichts mehr kann.

Ich

Inbetween-Animator ist ein wichtiger Einstiegsjob um das Zeichnen und Animieren zu lernen/verbessern.

Das ist ja auch ein Punkt: Wenn man will, dass die KI die Arbeit macht, hat man ja im Prinzip kein Interesse mehr die Menschen großartig anzulernen bzw. auszubilden. Man will ja auf Menschen verzichten. Die KI soll lernen, nicht der Mensch.

Primordus

Einfach nur Kosten sparen und nichts anderes

KnSNaru

Ich weiß natürlich, dass Du das in Deiner Engstirnigkeit nicht verstehen willst, weil Du von IT nichts verstehst.

Wer schon einmal kompiliert hat, derjenige wird dankbar sein, in der komplexen Matrix eines heutigen level-parallelisierten Shadelling Unterstützung durch die Software zu erfahren. Schaue Dir einmal an, wie die Komplexität von einer solchen Matrize aus zahlreichen Polygonen aufgebaut ist, wie viel Physik darin steht, um einem solchen virtuellen Körper an Realismus zu verleihen? Sollen das Programmierer von allein bewältigen?

Ich

Es geht hier aber nicht ums Kompilieren von Software oder den Standpunkt von Programmierern.

KnSNaru

Standpunkt von Programmierern

Wie sollte es auch. Schließlich geht es um niemandes Arbeitserleichterung. 🤔🙄

Guts

Komisch, dafür dass das alles so super toll funktioniert und Zeit spart, gibt es so gut wie keine vorzeigbaren Beispiele inkl. Arbeitsprozess…

KnSNaru

Auf YouTube gibt ’s einen Clip, der diese Arbeitsschritte Raster für Raster veranschaulicht. Nur, verstehen tut das trotzdem nur einer, der wenigstens halbwegs die erforderliche Kompetenz im Grafikdesign vorzuweisen hat.

Guts

Ich kenne genügend Beispiele, nichts davon war praxistauglich, es waren sehr einfache Animationen oder es wurde beim Ergebnis direkt geschummelt. Wie z.B. hier ab 2:21 youtube.com Wenn man genau hinschaut, weicht das Endergebnis sehr stark von dem ab, was die KI ursprünglich generiert hat. Da hat offensichtlich ein Mensch nicht nur die KI-Bilder korrigiert sondern sie fast komplett neu animiert um es dann als KI-Arbeit zu verkaufen. Das würde ich schon als absichtliche Täuschung bezeichnen.

Mir geht es einfach darum, dass suggeriert wird, es würde bereits alles toll funktionieren, nur wird das auffällig selten mit (kommerziellen) Beispielen untermauert, obwohl es ja eigentlich unzählige geben müsste.

KnSNaru

Wie praxistauglich eine solche Alignment sein kann, das wird bestimmt dadurch, wie groß das Netzwerk ist, auf das eine AI zurückgreifen. Der Erfahrungswert durch viele Erkenntnis, das bestimmt den Erfolg von ChatGPT.

flomba

Das sind alles erstmal Positivbeispiele für den Einsatz von Tools, die man noch vor ein paar Jahren mit dem Schlagwort ’neuronale Netze‘ erarbeitet hat. Das ist bestenfalls die Spitze des Eisbergs, den man gerade ansteuert. Weil es nicht das ist, was heutzutage das Ziel beim Einsatz der neueren Generationen von KI-Werkzeugen, allen voran ChatGPT, sein wird.

Auch Yoshimi Kurata wird staunen, wenn plötzlich minderwertig erzählte und gezeichnete Manga auftauchen, die sich seines Zeichenstils und seiner Ideen bedienen. Und sinngemäß gilt das für die gesamte Branche. Inbetweens kann man tatsächlich schon lange halbwegs automatisiert erstellen. Das heißt im Klartext erstmal aber nur, daß weniger Arbeit für die koreanischen, chinesischen und vietnamesischen Sweatshops abfällt, die das sonst gemacht haben.

Guts

Inbetweens kann man tatsächlich schon lange halbwegs automatisiert erstellen.

Dabei wird meist nur interpoliert, also der Mittelweg aus zwei Frames genommen. Der Abstand der Frames muss aber klein genug sein, also vorher noch genügend Bilder vom Menschen gezeichnet werden. Ufotable nutzt das mehr oder wenig erfolgreich bei den Zeitlupen-Szenen. Im Gegensatz zu KI behält man sich hier die Dateistrukturen bei, man ist flexibler und die Software erfindet nichts neues dazu, das man sonst wieder aufwändig korrigieren müsste.

Mango

Ich wünschte mehr Studios würden sowas offen legen. Dann weiß man wenigstens sofort, was man meiden muss. Nämlich null Bock auf AI Produktionen.
Speziell sowas wie »Twins Hinahima«, was quasi komplett AI ist. Ich wünsche denen wirklich von tiefsten Herzen den größtmöglichen Misserfolg.

10Minutes

Bin eigentlich neugierig, ob die Anti-KI-Fraktion komplett gegen KI im allgemeinen ist, also komplett ablehnt, oder gibt es auch Bereiche wo ihr sagt das ihr da kein problem habt. Wie hier mal in einem Artikel zu lesen.

ntower.de
Weil wenn ich mir manchmal hier Kommentare durchlese, denke ich mir das ihr KI im allgemeinen verabscheut.

Und bei einem Kommentar hier in den Kommentaren, könnte man denken, das man es DANN Okay findet wenn Leute ihren Job verlieren. Ich meine ein Kommentar der meint »Ich wünsche denen wirklich vom tiefsten Herzen den größtmöglichen Misserfolg«, klingt hier dann nach einen *In diesem Fall ist es kein problem wenn die ihren Job verlieren/schließen müssen.*

Klingt auch nach Doppelmoral, auf der einen Seite will man nicht das Leute ihren Job verlieren, aber wenn KI von denen benutzt wird, dann ist Jobverlust in Ordnung? -_-