Die Nippon Anime & Film Culture Association (NAFCA) sorgte vor einigen Wochen mit einem Fehler in einem automatisch übersetzten Social-Media-Beitrag für Verwirrung und Unverständnis in der Anime-Branche. Wir fassen zusammen.
Beitrag sorgt für Verwirrung
Bei der NAFCA handelt es sich um eine im April 2023 gegründete Organisation, welche sich für die Rechte von Animatoren sowie eine generelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Anime-Industrie einsetzt.
Umso überraschender war es, als man plötzlich in einem offiziellen X-Beitrag davon sprach, dass ausländische Animatoren »völlig nutzlos« seien:
»Viele Anime-Studios sind der Meinung, dass ausländische Animatoren völlig nutzlos sind, selbst wenn ihre Zeichnungen gut sind. Japanische Animatoren sind sehr damit beschäftigt, Korrekturen vorzunehmen. Denn sie wissen nicht, wie man japanische Animationen macht. Wir werden eine englische Version des Lehrbuchs erstellen.«
Dieser Post bezog sich auf die vorherige Ankündigung einer Crowdfunding-Aktion, mit der eine englischsprachige Ausgabe von »The NAFCA Animator Skill Test« finanziert werden soll. Dieses Lehrbuch vermittelt Interessenten die Grundkenntnisse und Fähigkeiten, welche innerhalb der Anime-Industrie erforderlich sind.
Missverständnis aufgrund Übersetzungsfehlers
Allerdings entspräche die Bezeichnung »völlig nutzlos« laut einem späteren Statement nicht dem Sinne der NAFCA, sondern wäre fälschlicherweise durch die Verwendung einer automatischen Übersetzungssoftware verursacht worden.
Vielmehr hätte man zum Ausdruck bringen wollen, dass ausländische Animatoren den komplizierten Arbeitsprozess japanischer Produktionen häufig nicht kennen würden. Aus diesem Grund müssten ihre Arbeiten nachkorrigiert werden, selbst wenn sie eigentlich über gute Zeichenfähigkeiten verfügen.
Ausländischen Animatoren erginge es wie ungeschulten Animatoren in Japan, weshalb man das Lehrbuch in englischer Sprache zur Verfügung stellen möchte.
Um solche groben Fehler in dem Werk zu vermeiden, versprach man, dass dieses von englischen Muttersprachlern übersetzt und anschließend nochmals einer doppelten Überprüfung unterlaufen wird.
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Via X (1, 2, 3)
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Es ist nicht kompliziert, es ist einfach nur völlig veraltet und ineffizient.
Ein perfektes Beispiel was da in Japan falsch läuft. Es wäre einfach mal hilfreich, wenn man diese Korrekturen dem Animator überlässt und nicht einfach die Korrekturen hinter seinem Rücken durchführt und er somit nicht weiß, was er besser machen soll. Aber dann jammern, wenn die Animatoren nichts dazulernen oder zu schlecht sind…
Ein Übersetzungsfehler … Man benutzt eine Software, um das zu übersetzen und keiner hat sich das Ergebnis mal angeschaut und gegengecheckt? Ziemlich nachlässig.
Dann sollte man den vielleicht überdenken und eventuell mal etwas entschlacken. Dann wäre es vielleicht ja auch zugänglicher.
Dann wäre es wohl mal gut mit den Leuten zu reden. Nichts zu sagen, macht die Sache ja schließlich nicht besser weil dann immer und immer wieder dasselbe ‚falsch gemacht‘ wird. Das scheint mir eher das Problem einer unzureichenden Einweisung zu sein.
Ich erinnere mich da an eine Animatorin, die erst gesehen hat, was an ihren Zeichnungen/Animationen korrigiert wurde, als es im Fernsehen kam.
Als Gegenbeispiel kann ich da »Spider-Man: Across the Spider-Verse« nennen, dort hat der Regisseur einem Animator immer nur grobe Änderungswünsche gegeben, der Animator sollte das dann selbst interpretieren und umsetzen. Das ging dann hin und her, bis alle zufrieden waren. Setzt natürlich eine Produktionsplanung mit genügend Zeit voraus, bei Anime also schon mal schwierig.
Nun, es macht nun mal einen erheblichen Unterschied, ob Anime von Kreatoren stammen, die sich kulturell damit identifizieren, gegenüber jener, die darin bloß eine Tätigkeit zum Geldverdienen sehen.
Schon ziemlich frech, den internationalen Animatoren zu unterstellen, sie würden es nur des Geldes wegen machen. Nebenbei sind es auch die Animatoren, die die Anime-Industrie mittlerweile am Leben halten!
Das geht nicht auf meine Kappe. Ich liefere bloß das Argument dazu.
Dein »Argument« wurde bereits im vorletzten Absatz des Artikels entkräftet –> Internationale Animatoren sind vergleichbar mit ungeschulten japanischen Animatoren, die selbst keinen Plan vom dortigen Arbeitsprozess haben, also nichts mit kultureller Identifikation. Die naheliegendste Argumentation wäre demnach eine schlechte Ausbildung/Aufklärung seitens der Japaner. Ist aber jetzt nicht so, als würde das nicht bereits im Text stehen 🤷♂️
Spricht aber auch Bände, wie du die abwertende fehlerhafte Übersetzung zitierst und nicht die korrigierte Fassung weiter unten…
Die korrigierte Fassung…
In dem Fall würde ich das tatsächlich als Übersetzungsfehler durchgehen lassen. Der Account möchte schließlich ein Lehrbuch bewerben, das sich an ausländische Animatoren richtet. So dumm werden die jetzt auch nicht sein und die potenzielle Kundschaft absichtlich beleidigen.
Ich könnte jetzt frech sein und fragen, ob das nicht sinngemäß das selbe ist? ^^
Ich meine, wenn das, was die ausländischen Animatoren da abliefern, nicht verwendet werden kann (aus welchen Gründen auch immer), dann ist es doch »völlig nutzlos«
»völlig nutzlos« klingt halt in Anbetracht der Umstände schon ziemlich abwertend, dabei liegt das Problem ja in Japan selbst, wie sie eigentlich zwischen den Zeilen sogar selbst zugegeben haben.
Es wäre in dem Kontext bestimmt besser zu erfahren, welcher Art die Nachbesserungen sind. Dann würden wir hier einen interessanteren Austausch lesen als Unterstellungen gegen die NAFCA oder ausländischen Animatoren.
Es würde mich auch interessieren, Einsicht von Insidern zu hören, aber wir sind vermutlich alle Branchenfremd.
Aus meiner Arbeitswelt kann ich bestätigen, dass viele »ausgelagerte Prozesse« der Nachbesserung bedürfen (weshalb man sich fragen sollte, ob man sie ausgelagert lassen sollte. Zeit vs Geld). Man hat das Gefühl so viel schulen zu können, wie man will, es wird nicht verstanden. Ich sage hier aber auch dazu, dass ich hier nur sehr verallgemeinert aus Sicht der Prozessverbesserung reden kann.