Viele Anime-Studios kämpfen ums finanzielle Überleben

In einem aktuellen Bericht von Nikkei Business wird die schlechte finanzielle Situation der japanischen Anime-Studios thematisiert. Wir fassen die Details zusammen.

Missstände der Anime-Industrie

Die katastrophalen Zustände in der Anime-Industrie sind schon seit vielen Jahren wohlbekannt, jedoch scheint das Einmischen der Vereinten Nationen (UN) der japanischen Regierung so allmählich die Augen geöffnet zu haben.

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Kein Wunder, schließlich möchte man Anime bald zu einer Kernindustrie des Landes erklären und ein Boykott durch die großen Abnehmer aus dem Ausland würde dies natürlich zunichtemachen und für fatale finanzielle Einbußen sorgen.

Alle Beteiligten haben jedoch noch einen steinigen Weg vor sich, und alles andere als großzügige Subventionen seitens der japanischen Regierung oder eine völlige Umstrukturierung des derzeitigen Produktionssystems dürfte wenig erfolgversprechend sein, da die Probleme sehr tiefgreifend sind.

Der Bericht von Nikkei Business zeigt nämlich auf, dass viele japanische Studios selbst jederzeit um ihr Überleben kämpfen müssen und deswegen auch die zu niedrigen Löhne der Animatoren nicht mal eben schnell aus eigener Tasche erhöhen können.

Studios kämpfen ums Überleben

Obwohl der Anime-Markt seit Jahren wächst, sind ein Großteil der Anime-Studios nicht an den steigenden Gewinnen beteiligt. Denn diese fließen in der Regel nur an die Mitglieder des Produktionskomitees – typischerweise Fernsehsender, Werbeagenturen oder andere Unternehmen, welche Geld in die Produktion investiert haben.

Dort liegt auch der Knackpunkt, denn viele Anime-Studios haben finanziell gar nicht die Möglichkeit, selbst in die Produktion zu investieren, weswegen am Ende des Tages oftmals lediglich das einmalige Honorar für die Erledigung der Auftragsarbeit, das bekanntlich auch nicht besonders hoch ausfällt, bleibt.

Um die Produktion mit diesen Mitteln zu realisieren und überhaupt einen Gewinn zu erzielen, müssen viele Studios auf günstige Subunternehmen aus dem Ausland oder Freelancer zurückgreifen, was schließlich zu der aktuellen Situation geführt hat.

So liegt die jährliche Entlohnung eines Animators bei rund 1,5 Millionen Yen (ungefähr 9.325 Euro), was viele dazu zwingt, ihren Traumberuf aufzugeben, wie eine Studie des Japan Research Institute bestätigt. Laut dieser verlassen 25 % der Neulinge innerhalb der ersten vier Jahre die Anime-Branche wieder. Nach acht Jahren sind es gar 68 %.

Produktionskomitees unnötig?

Es bleibt abzuwarten, wann sich endlich etwas ändert, allerdings kann das System der Produktionskomitees in jedem Fall als veraltet angesehen werden.

Während es früher für die Studios durchaus von Vorteil war, keine finanziellen Risiken bei der Produktion einzugehen – schließlich hätte ein Flop für den Bankrott gereicht -, decken die Lizenzen der internationalen Abnehmer, darunter Streaming-Dienste wie Netflix, Prime Video und Crunchyroll, heutzutage die gesamten Kosten.

Könnten die Anime-Studios somit selbst nachhaltige Gewinne erzielen, würden sich in der Folge auch genügend Möglichkeiten ergeben, die Arbeitsbedingungen sowie die Bezahlung der Mitarbeiter, allen voran der Animatoren, zu verbessern.

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Via Nikkei Business
© Rikito Nakamura, Yukiko Nozawa / Shueisha

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Ich

Tja, wenn man nicht einsehen will, dass man ein Problem hat, kann man es auch nicht angehen. Die angesprochene ‚völlige Umstrukturierung des derzeitigen Produktionssystems‘ ist da ja ein Kernpunkt, um den man nicht herumkommt – ob das denen nun gefällt oder nicht.

Sani

Tja, was soll man dazu sagen? Ich frag mich aber: Warum mischt sich die UN ein? Klar weiß ich, dass vor einigen Wochen die UN die Situation bei der Anime-Industrie und Arbeitsbedingungen in Japan verbessern will. Aber wie soll das funktionieren? Mit Worten und Mahnungen? So ein Quatsch! Ein Einfluss der UN in die Geschehnisse in Japan ist direkt nicht möglich und eine Beleidigung obendrein, denke ich. Die Anime-Studios müssen leider auch selbst handeln, ggf. Risiken eingehen und gegen die Komitees quasi streiken, wenn möglich. Ansonsten wird düster und die billigere KI’s und Chinesen werden die Oberhand bekommen – und zum Teil behalten. Ende und Aus. 🧐

Thimeus

Warum sich die Vereinten Nationen einmischen? Es ist Sinn und Zweck dieser Organisation (weltweit) die Situation der Menschen zu verbessern.

Worte und Drohungen? Besser das, als das was danach kommt: Zölle und Subventionen. Denn wenn es erstmal so weit kommt, gehen die Studios endgültig pleite.

Dass die Studios selbst was tun müssen, sehe ich dagegen auch so. Unter Produktionskomitee sehe ich eine Gruppe Menschen, die mit der Produktion an sich nicht das Geringste zu tun haben, sondern nur entscheiden was produziert wird… und das Geld verwalten. Wobei letzteres wohl bedeutet, dass sie dabei für sich selbst so viel wie nur irgendwie möglich rausschlagen.

Das könnte man ändern, indem man sich an den Spedizoonen ein Beispiel nimmt: Die Kunden geben auf einer Plattform an, was sie haben wollen und die Macher bieten sich dafür an. Und damit wäre ein solches Komitee völlig unnötig

AsIFall

Die UN mischt sich in sehr vielen Angelegenheiten ein, von denen ich bisher keine Ahnung hatte, dass sie sich dort zu Wort melden.
Ein anderes Beispiel, bei der die UN sich eingeschaltet hat, ist die japanische Idol-Industrie bezüglich des S*xskandals um Johnny Kitagawa, der sich Jahrzehnte lang an seinen (größtenteils) minderjährigen Schützlingen vergangen hat. Die japanische Justiz hat da sehr lange geschwiegen und nichts unternommen, einfach aus dem Grund, weil Kitagawa in der Bevölkerung so beliebt war, dass ein Gerichtsprozess für gesellschaftliche Unruhen gesorgt hätten. Kitagawa zählte zu seiner Lebzeit als einflussreichste Persönlichkeit der japanischen Unterhaltungsbranche.
Nun ist Johnny & Associates bekanntermaßen Geschichte.

shino-chan

Warum soll es eine Beleidigung sein wenn die UN auf Missstände hinweißt.
Ich kann diese ständige UN gebashe nicht leiden. Viele wissen gar nicht was die UN alles macht.

Marcus Cyron

Das Benennen eines Problems ist also eine Beleidigung? In welcher Welt?

Deljodor

Schon mal was davon gehört wie man sich in Japan vor seinem Chef rechtfertigen muss warum man gekündigt hat oder die Strafen für minimale Fehlzeiten bei Zügen? Die verbinden Ehre mit der Ausführung ihres Berufes

Guts

Japan ist Bestandteil der UN.

shino-chan

Ich verstehe nicht warum sich die Animestudios nicht schon längst gegen diese Produktionskomitees gestellt haben. Die hätte auch eine Art Zusammenschluss, etwas übergeordnetes, gründen können um stärker aufzutreten und ihre Interessen gemeinsam zu verteidigen. Wenn man ständig von seiner Arbeit nur den kleinsten Teil abbekommt muss man doch mal was unternehmen.

AsIFall

Eine Gewerkschaft für Animestudios wäre eine sinnvolle Überlegung wert. Und ja, diese Produktionskomitees sehe ich auch arg kritisch.

xertdiv

Ford sagte einst: Autos kaufen keine Autos..
Bis so einfache Wahrheiten auch bei denen ankommen, die dauernd nur Gewinnmaximierung im Hirn haben wirds noch eine Zeit dauern..
Dazu noch Industrie 4.0 mit KI (der Sony Boss freut sich ja schon weil die meckert nicht kostet keinen Lohn…)..
Ich könnt auch mit Marx und Produktionsmittel kommen aber der »Autos kaufen keine Autos« Spruch von Ford ist griffiger und man kann es sagen ohne den typischen: Kommunist du willst UdSSR bist auch Putinfreund oder.. Reflex auszulösen..
Treppenwitz der Geschichte: Den Spruch mit den Autos verwenden heute Leute wie ich und Gewerkschaftler.. Also Leute die Ford an sich gehasst hat wie die Pest…

AsIFall

Wieso ist man als Kommunist automatisch ein Putinfreund? Oder warum sollen Kommunisten eine neue UdSSR wollen? Ich für meinen Teil als Linker will weder einen Putin noch eine UdSSR 2.0…

Ich

Und was wollen Sie dann? Ziehen Sie das Mao-Modell vor?

AsIFall

Nein.

Legdrasil

Kommunismus ist nicht das Modell auf dem die UdSSR gefuttert hat. Die Idee des Kommunismus ist die Utopie einer idealen Gesellschaft in der alle gleich behandelt werden. Das gab es weder in der UdSSR, noch im China unter Mao. Das waren alles Autokratien unter dem Deckmantel des Kommunismus, haben aber mit der Idee des Kommunismus nichts zu tun…

Ich

Die Idee des Kommunismus ist die Utopie einer idealen Gesellschaft in der alle gleich behandelt werden.

Aber um alle gleich behandeln zu können muss man ja erstmal alle gleichmachen. Und eine ‚ideale Gesellschaft‘ gibt es nicht. Und warum gibt es sie nicht? Weil es eine menschliche Gesellschaft wäre. Und Menschen sind alles andere als ideal.

Kenzo

Das Kommunismus Ding erinnert mich an die Geschichte aus Realist Hero rebuild a Kingdom. Mit den zwei göttern

Sutil

Richtig aber was ki angeht. Kann man einsetzen man muss diese nur richtig besteuern dann kann der menschliche Arbeitnehmer zu Hause bleiben und trotzdem Geld bekommen. Zu Ford der war es aber auch der den freien Samstag einführte. Damit die Leute Zeit haben auto zu fahren und dann sich eins kaufen.

AsIFall

Wenn man KI als Hilfsmittel verwendet um kleinere Fehler zu beheben, ist das vollkommen okay. Aber KI als Ersatz für ganze Arbeitskräfte nutzen zu wollen, geht zu weit. Da hoffe ich wirklich, dass diese KI-Projekte gründlich abgestraft werden.

Ich

Kann man einsetzen man muss diese nur richtig besteuern dann kann der menschliche Arbeitnehmer zu Hause bleiben und trotzdem Geld bekommen.

Und wer bezahlt diese Steuern? Etwas die Unternehmen, die davon profitieren? Die lachen sich schlapp.

Sutil

Ja denn schließlich bezahlt ja die Firma auch Steuern für menschliche Arbeitnehmer. Man es nur gesetzlich regeln. Bevor Firmen nur noch ki verwenden ma auf die Straße setzen und diese dann weil Steuereinnahmen fehlen. Dann kein Geld bekommen vom Staat z.b. bedingungsloses grundeinkommen. Aber ich seh schon man wartet wieder mit sowas bis es zu spät ist.

Sutil

Ein Beispiel ein an bekommt 2000 brutto Unfallversicherung beträgt 200. Dann kostet der an der Firma etwa 2500 Euro. Der an hat netto 1400. Wird an durch ki ersetzt spart Firma 2500 Euro. Selbst wenn man diese ki mit 1400 Euro besteuern würde also dem netto des an würde Firma noch 900 Euro sparen. Wie gesagt man muss es nur rechtzeitig richtig regeln. Oder wenn ki nur Unterstützung bleiben soll dann dies richtig regeln.

Ich

DAS wird sicherlich nicht passieren. Da lachen die Firmen drüber und sagen ‚Dann gehen wir ins Ausland‘.

Sutil

Wo sprach nur von Deutschland? Wenn andere Länder da nicht mitziehen. Dann passiert folgendes Leute werden durch ki ersetzt und geraten in Armut. Daher müssen jetzt Regelungen auf int. Ebene her. Egal ob richtig besteuern von ki oder Nutzung einschränken.

Ich

Das wird aber nicht passieren; es wird höchstens länderbasierte Regelungen geben. Und dann hat man knapp 200 Länder auf der Welt mit jeweils eigenem Regelwerk. Und jedes dieser Regelwerke wird natürlich von den Untrnehmen beeinflusst.

Sutil

Mag sein trotzdem denn ob wollen oder nicht ki gestützte Technik wird mehr werden. Also lieber gleich regeln bevor zu spät. Ich meine haben hier in d ja schon digitalisierung verschlafen. Ich muss ja immernoch persönlich Rezept beim Arzt abholen und dann per Post an Firma schicken damit diese mir dann insulinpumpen die übrigens ki gesteuert sind zusenden.

Sutil

Gehen Firmen auch so schon wenn z b. Mindestlohn steigt. Solang das Produkt woanders billiger produziert werden kann. Egal ob von Mensch oder ki hergestellt. Gilt auch für die Animes

Toshi

»Es bleibt abzuwarten, wann sich endlich etwas ändert, allerdings kann das System der Produktionskomitees in jedem Fall als veraltet angesehen werden.«

Die Idee eines solchen Systems ist für die da von profitieren natürlich ein gewinn, aber über Die Nachteile hat man Langfristig scheinbar nie nachgedacht, sondern »Muss« jetzt zwangsläufig umdenken.

Die Finanzierung über »Big Player« wie Netflix,Crunchyroll und Co macht viel mehr Sinn, vorallem wenn in zukunft immer mehr ein Abo Regelmäßig nutzten.

»ein Großteil der Anime-Studios nicht an den steigenden Gewinnen beteiligt.«

Ist sicherlich nicht Leicht so was Einzufordern, ich kann mir gut Vorstellen das man da dran schon gedacht hat, eine Gewinnbeteiligung wäre sicherlich möglich nur wollen die das Geld bereitstellen vermutlich nicht.

Die Japaner sind nicht Dumm, aber wenn es darum geht etwas anzuecken um etwas durchzusetzten, ist das bei vielen gegen ihre Natur denke ich.

bazzhazel

Verstehe ich dann nicht warum die großen Streaming Dienste den Braten dann nicht riechen und sich direkt bei den Studios einkaufen… machen die doch bei Sport auch für ganz andere Summen und dazu für einzelereignisse…wenn man bei Netflix in die Trends kuckt sieht man doch, dass das sicher kein Eigentor wäre