Der Streaming-Dienst Netflix veröffentlichte vor Kurzem einen ausführlichen Bericht über seine geplanten Bemühungen zur Verbesserung der Unterhaltungsindustrie in Japan – mit Fokus auf Anime. Wir fassen nachfolgend zusammen.
Nachhaltigkeit von Anime
Als Hauptproblem wurde in dem 35-seitigen Schreiben die Arbeitssituation von Animatoren benannt. Mit 198 bis 225 Arbeitsstunden pro Monat läge man deutlich über dem Landesdurchschnitt – bei jedoch unterdurchschnittlichen Gehältern.
Aus diesem Grund plant Netflix, mit der Japan Cultural Affairs Agency zu kooperieren, um eine angemessene Vergütung für alle Beteiligten zu schaffen und so die langfristige Nachhaltigkeit von Anime gewährleisten zu können.
Dabei möchte der VoD-Anbieter nicht nur selbst faire Preise für Lizenzen von Serien und Filmen zahlen, sondern auch Einfluss auf die Verteilung nehmen. So sollen die Gelder fortan nicht mehr nur an das Produktionskommittee oder das Hauptstudio, sondern auch direkt an die Substudios und Freiberufler gezahlt werden.
Mehr Transparenz für Investoren
Um das zu ermöglichen, möchte Netflix künftig alle Rechnungen aus der gesamten Produktionskette einfordern und auf diese Weise auch Zwischenhändler eliminieren, die durch Bearbeitungsgebühren die Kosten unnötig in die Höhe treiben.
Dieser Ansatz soll auch den Investoren mehr Transparenz verschaffen, wie und wo das Geld ausgegeben wird, und ihnen so die Möglichkeit geben, die jeweiligen Arbeitsschritte oder Bereiche besser oder schlechter zu finanzieren.
In der Vergangenheit standen die Arbeitsbedingungen in der Anime-Branche immer wieder in der Kritik. So gaben in einer zurückliegenden Studie 20 % der Animatoren an, dass sie die Konditionen ihrer Verträge gar nicht kennen würden.
Das Fehlen eines transparenten Vertragssystems führt immer häufiger dazu, dass selbstständige Animatoren unentwegt auf der Suche nach Arbeit sind und durch viel zu schlecht bezahlte Aufträge ausgebeutet werden.
- Netflix: Die 15 beliebtesten Anime im ersten Halbjahr 2024
- Netflix verzeichnet starkes Wachstum im ersten Quartal
- Netflix teasert neues Animationsprojekt zu »Cyberpunk« an
Via Bunkatsushin
©Rumiko Takahashi, Shogakukan/Ranma1/2 Project
Wenns ernst gemeint ist und nicht nur ne PR-Kampagne klingts nach ner guten Idee.
Netflix und Nachhaltigkeit… Sage das mal über die zwei Gaming-Studios, mit denen, zumindest mit einem favon, Netflix Großes vorgehabt hatte und diese jetzt gestrichen worden.
Es geht nicht um Nächstenliebe und sonstigen naiven Wertvorstellungen: Geld, nur darum geht ’s.
Immerhin klaut Netflix keine Fanpost xD
Ehrlich gesagt, kann ich das nicht einordnen, aber klingt lustig. ^^
Frag mal bei CR nach, vielleicht wissen die ja mehr 😉
Dann werden die ’s mir nicht erzählen/ beichten. ^^
Wow, das fällt denen aber früh auf … Und jetzt wollen sie also faire Preise für die Lizenzen bezahlen? Wieso haben sie das nicht schon vorher gemacht?
Das mag der Pessimist in mir sein, aber mich beschleicht das Gefühl, dass «schlechter« «besser« überwiegen wird.
Du missverstehst, sie haben »faire« Preise bezahlt (wurde ja öfters gesagt, dass Netflix mehr für die Lizenzen bezahlt als andere), jetzt wollen sie darüber hinaus aber auch wissen, wer sich davon unnötig Geld abzwackt. Denn das Geld bleibt ja oft im Komitee oder den Produzenten hängen, das wollen die jetzt unterbinden.
Wir brauchen uns da aber auch nichts vormachen, der Hauptgrund wird sein, die Kosten besser kontrollieren und regulieren zu können, mit dem zufälligen positiven Nebeneffekt, dass die Freiberufler dadurch mehr vom Kuchen abbekommen. Schon irgendwie ironisch, wenn eine Sparmaßnahme von Netflix am Ende für bessere Bezahlung in der Anime-Industrie sorgen könnte.
Netflix fängt erst langsam an sich zu »stabilisieren«.. Enormer virtueller Wert heißt nicht gleich reales »Vermögen« oder Gewinn. Durch Preiserhöhungen und Abokampf (Haushalt) nimmt Netflix mehr ein.. Und Anime ist eine der wenigen Branchen in der Unterhaltung global die »gut wächst« (auch weils für viele was anderes ist als die 500 Romcom etc… Global wurden Anime immer mehr von der »Nische« zu »Hype« und da möchte Netflix mitmischen.. Und außer sowas habens wenig um gegen CR »anzugehen«.. Wobei ob die Firmen das »so toll finden«, dass Sie gegen Netflix offenlegen müssen… Die Angestellten ja.. Aber sagen wir Netflix sagt: Wir zahlen euch Betrag x+y wenn y sicher an die Angestellten geht… Der Verleih etc kriegt von CR x+z (z ist weniger als y) ohne diese »Klausel«… Schon hätte Netflix wieder »Pech«.. Auch könnten Verleiher Studios etc sich denken: Dann wollen die »Lohnsklaven« am Ende jedes mal mehr… Ne ne lieber etwas weniger von CR oder Amazon als sich damit rumschlagen…
klingt schon mal gut, hoffen wir mal das Beste.
Sehr interessant.
so hilft man nicht nur der Industrie, sondern sichert sich auch noch einige Serien, da viele Studios dann mit Netflix zusammen arbeiten möchten.
kluger Schachzug.
Gerade kurz gehofft, dass die sich aus dem Anime Sektor zurückziehen, damit man für Anime nicht mehr ganz so viele Services abonnieren muss. Schade
Lol das sagen alle…..
Das ist alles Taktik und wenn die bisschen in die zukunft schauen ist das auch richtig clever, netflix weiß selber das sie mehr als genug Konkurrenz haben und müssen sich überlegen wie sie sich die nächsten Jahre weiter Entwickeln wollen um oben mitzuspielen, sich ein gutes Image aufbauen als guter »Arbeitgeber« und dann ggf interessant sein für Freiberufler und Animationsstudios ist vermutlich gut überlegt.
Wenn die nicht komplett alle dort unter einem Stein die letzten 10 Jahre geschlafen haben, hat Netflix auch die kritik mitbekommen die es immer wieder an Netflix Produktionen gibt bzw gab.
Anime ist weit vorne was Film und Serien an geht und das weiß Netflix, hier nicht sinnvoll zu investieren wenn die leute danach verlangen wäre absolut sinnfrei.
Ich denke nicht das die so was sich leisten können einfach so was zu behaupten und am ende nix bei rum kommt, klar besteht die möglichkeit halte ich aber für unwarscheinlich.
»um eine angemessene Vergütung für alle Beteiligten zu schaffen« – also eine Reduzierung der Arbeitszeit kam nicht zur Sprache? Dann ist man zwar nach 10 Jahren psychisch kaputt, aber immerhin hat man mehr Geld in der Tasche.
Kann mir das so nicht vorstellen, aber sie hätten das dennoch auch mit erwähnen sollen.
»Um das zu ermöglichen, möchte Netflix künftig alle Rechnungen aus der gesamten Produktionskette einfordern und auf diese Weise auch Zwischenhändler eliminieren, die durch Bearbeitungsgebühren die Kosten unnötig in die Höhe treiben.« – auch eine gute Idee (wenn man das ernst meint und durchgezogen wird), wäre wünschenswert. Aber auch hier vermute ich, dass da so einige Studios ihnen wahrscheinlich den Rücken kehren, denn einige mögen es gar nicht, wenn man in ihrer Arbeit umher pfuscht oder ihnen auf die Finger schaut.
Aber zum Glück gibt es da gefühlte hundert von, da hat man genug Auswahl.
Gute Sache wenn es wirklich umgesetzt werden kann
Das »Hauptstudio« bekommt nichts vom Gewinn. Das ist ja das Problem mit dem System der Kommittees. Das Budget für die Produktion wird so niedrig wie möglich gehalten. Der Gewinn und Investitionen von China werden direkt in viele weitere Titel gesteckt. Das dient allein dazu damit man Anteilig meist 40% der Hauptinvestor ist, und der Gewinn in Japan bleibt. Daran wird auch Netflix nix ändern.