Deutsche Manga-Übersetzer fordern bessere Bezahlung

In einem offenen Brief des »Verbands deutschsprachiger Übersetzer/innen« (VdÜ) werden die Verlage aufgefordert, die unzufriedenstellende Honorarsituation der Manga- und Light-Novel-Übersetzer im deutschsprachigen Raum deutlich aufzubessern. Wir fassen nachfolgend die Details zusammen.

Unfaire Bezahlung

Zu Beginn des Schreibens, welches von insgesamt 63 Übersetzern unterzeichnet wurde, weist der VdÜ auf die Ernsthaftigkeit der Situation hin. Demnach könnten sich laut einer internen Umfrage 57 % der Befragten nicht vorstellen, langfristig unter den aktuellen Bedingungen weiterzuarbeiten.

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Denn obwohl der deutsche Manga-Markt im letzten Jahrzehnt und seit Beginn der COVID-19-Pandemie enorm gewachsen wäre, würde sich dieser wirtschaftliche Erfolg nicht bei den aktuellen Honoraren der Übersetzer widerspiegeln, obgleich kein Titel ohne dessen Arbeit erscheinen würde.

Viel schlimmer noch, die Einnahmen würden inflationsbedingt sogar bis zu 30 % niedriger ausfallen als noch vor zehn Jahren, da sich das Honorar in all der Zeit kaum oder nur geringfügig erhöht hätte.

Während der übliche Stundensatz für freiberufliche Übersetzer bei etwa 70 bis 120 Euro läge, würden Manga-Übersetzer lediglich ein Stundenhonorar von durchschnittlich 28,32 Euro beziehen. Auch im Bereich der Light Novels wäre die Situation mit 29,09 Euro ähnlich gravierend.

Forderung samt Petition

Um also den Lebensunterhalt sowie die anfallenden Kosten, wie Versicherungen, Steuern, Vorsorge und vieles mehr, finanzieren zu können, sei die Übersetzung von fünf, im Idealfall allerdings sieben Manga-Bänden pro Monat notwendig. Die gewissenhafte Übersetzung eines Manga-Bands mit durchschnittlicher Textmenge würde jedoch etwa eine Arbeitswoche in Anspruch nehmen.

Die aktuelle Situation würde sich in der Folge also nicht nur negativ auf die körperliche und mentale Gesundheit der Übersetzer auswirken, sondern auch die Zeit und Hingabe einschränken, welche ein Manga eigentlich verdient hätte. Darunter leide schlussendlich natürlich auch die Qualität.

Da die betroffenen Verlage bislang nur wenig oder gar keine Gesprächsbereitschaft gezeigt hätten, habe man sich zu dem offenen Brief, der hier in voller Länge zu finden ist, gezwungen gesehen.

Mit diesem fordert man nun eine Erhöhung der Grundhonorare inklusive Staffelung bei langjähriger Zusammenarbeit, die Möglichkeit zur Nachverhandlung bei Mehraufwand, einen regelmäßigen Inflationsausgleich, eine Gewinnbeteiligung sowie eine generelle Entlohnung für Aufgaben, die bislang nicht bezahlt worden wären, wie die Beschaffung und Vorbereitung der Originaltexte.

Um dem Thema mehr Nachdruck zu verleihen, startete man außerdem eine Petition mit dem Titel #fairwageperpage, die innerhalb von zwei Tagen bereits über 800 Unterschriften sammeln konnte.

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Via VdÜ
© Sun Sun Sun, Momoco / KADOKAWA

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Kommentare

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11 Kommentare und Antworten zu "Deutsche Manga-Übersetzer fordern bessere Bezahlung"

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Kevin
Gast
Kevin

Problem ist Angebot und Nachfrage

Ich bin LKW Fahrer verdiene aber nicht viel… warum? Spedition = Ausländische LKW Fahrer zerstören die Preise massiv.
Ich koste ca. bei 9h Arbeit 200€ ingesamt… nen pole kriegt 60€ festpreis, der fahrer lebt wie ein tier aber die familie zuhause lebt richtig gut.

und ki ist auch so ne sache
Crunchyroll benutzt auch KI auch letztens im DUB wo ich mich gefragt habe dafuq… und die untertitel fehler sind im vergleich vor paar jahren massiv gewachsen

Kuma
Gast
Kuma

Es gibt keinen Preiskampf, weil die Verlage das gar nicht ermöglichen. Sie geben den Preis vor.
KI ist ein anderes Thema. Und wo wurde für einen DUB KI eingesetzt? Das halte ich für ein Gerücht.

Natsu90
Gast
Natsu90

Ja auch ein wichtiges Thema hat aber mit diesem Thema jetzt nicht nicht so viel zu tun hier geht es um die deutschen Übersetzer von Mangas und halt von den fünf LN die ist hier eine Handvoll gibt… und eins muss man sagen diese Freelancer werden wirklich finde ich und auch viele andere nicht gebührend entlohnt dafür dass sich wirklich der Manga Markt in den letzten Jahren extrem vergrößert hat wieder einmal auch in Deutschland dadurch dass auch sehr viele neue Player auf den Markt gekommen sind die ja natürlich auch ihre Werke alle übersetzt haben möchten…. also da diese Leute zu unterstützen finde ich gerechtfertigt weil diese machen sich die Arbeit die Werke aus dem Original oder aus dem Englischen für uns verständlich zu übersetzen. Diese Leute sollten sich wirklich mehr gewertschätzt fühlen und auch mehr verdienen hoffentlich bringt es etwas und es ist nicht wieder schöner Schall und im Endeffekt passiert gar nichts🤔

Ach ja und Angebot und Nachfrage ist sehr sehr sehr vorhanden und die Publisher kriegen einen sehr großes Stück vom Kuchen von daher auch auf meinen Vorredner einzugehen dass müssen auch die Übersetzer zu spüren bekommen‼️‼️

Semmelknödel
Gast
Semmelknödel

Das mit den ausländischen LKW-Fahrern ist leider wahr. Da ich lange in der Speditionsbranche war, habe ich Leute kennengelernt, die mit dem LKW aus Kasachstan und sonst wo her kamen. Wie lange muss man auf den Straßen unterwegs sein?! Die haben dann aber auch dementsprechend ausgesehen, denn durch den Stress altert und verfällt man äußerlich ziemlich schnell.

Die eine
Gast
Die eine

Wenn das Prinzip von Angebot und Nachfrage funktionieren würde, wäre es nicht mal so schlimm, weil dann auch Qualität noch ein entscheidender Faktor wäre.
Sobald der Qualitätsfaktor aber vernachlässigt wird und „billiger Nachwuchs“ trotz ggf. noch mangelhafter Qualifikation (und im weiteren Extremfall sogar KI) auch zum Angebotspool gehört, gerät das Ganze in eine ungesunde Schieflage.

Ich
Gast
Ich

«Während der übliche Stundensatz für freiberufliche Übersetzer bei etwa 70 bis 120 Euro läge, würden Manga-Übersetzer lediglich ein Stundenhonorar von durchschnittlich 28,32 Euro beziehen. Auch im Bereich der Light Novels wäre die Situation mit 29,09 Euro ähnlich gravierend.«

Wahrscheinich gibt es auch eine richtig tolle Erklärung, die versucht das zu rechtfertigen. Selbst wenn man die 70€ nimmt, ist man bei weniger als der Hälfte(!) was man bekommt.

Na ja, die Verlage warten sicher nur darauf, dass sie das Ganze mit KI machen können; dann müssen sie sich nicht mehr um sowas kümmern.

Kuma
Gast
Kuma

Was möchtest du gerechtfertigt haben? Im Brief vom VdÜ sind Quellen verlinkt.

Ich
Gast
Ich

Das war sarkastisch gemeint. Siehe den Satz danach.

Semmelknödel
Gast
Semmelknödel

Der deutsche Markt ist eh schon unattraktiv genug, da es eine gefühlte Lebenszeit dauert, bis ein neues Volume auf deutsch erscheint. Ich gehöre auch zu den Leuten, die dann auf englischsprachige Übersetzungen zurückgreifen, obwohl ich diese essenziell literarischen Werke lieber in meiner eigenen Sprache lesen würde. Zumindest kaufe ich dann bei Werken, die mir sehr gut gefallen trotzdem zusätzlich die deutsche Übersetzung, um das zu unterstützen. Aber ich einfach zu ungeduldig.
Das mit der schlechten Bezahlung und dem in Zukunft daraus resultierenden Wegfall deutschsprachiger Übersetzer wäre dann wahrhaftig der Todesstoß für unsere Sprachübersetzung.

Primordus
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Primordus

Ich greife ausschließlich auf die englische Fassung, aufgrund der ewigen Wartezeit in Deutschland, das dann auch noch die Bezahlung so misserabel ist trotz ansteigender Preise, ist für mich ein Unding erklärt aber letztendlich auch warum manche Titel so extreme Intervalle haben wenn schlicht und ergreifend das Personal nicht da ist.

Ich verdiene zwar nicht soviel wie die Herrschaften aber als Freiberufler sind die Unkosten einfach enorm. Von daher ist das schon keine tolle Sache.

bobo
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bobo

29€ die stunde, wenn das ein normaler angestellten vertrag ist (40std die woche bezahlt) verstehe ich das ganze nicht, ist doch super lohn dafür das man texte übersetzt. Anders sehe ich das wieder wenn man pro buch bezahlt wird. Ich wünschte ich hätte so ein Gehalt.