Mangaka sollten laut Anime-Urgestein selbst Regie führen

Im Rahmen eines Interviews sprach sich Anime- und Manga-Urgestein Yoshikazu Yasuhiko dafür aus, dass Mangaka bei Anime-Adaptionen ihrer Werke selbst Regie führen sollten. Wir fassen zusammen.

Anime- und Manga-Karriere

Obwohl er bereits seit seiner Kindheit Manga-Zeichner werden wollte und eigentlich gar kein Interesse an Animation hatte, bewarb sich der heute 76-jährige Yasuhiko aus einer Laune heraus in den frühen 1970er Jahren bei Mushi Productions, einem der damals größten Animationsstudios in Japan.

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Erst 1974, als er das Storyboard für »Star Blazers: The Quest for Iscandar« anfertigte, begann er, die Arbeit interessant zu finden. In den darauffolgenden Jahren machte er sich selbstständig und wirkte unter anderem als Charakterdesigner und Chief Animation Director bei »Mobile Suit Gundam« mit.

Kurz darauf, im Jahr 1979, entschied er sich dazu, doch noch den Weg eines Mangaka einzuschlagen und veröffentlichte mit »Arion« sein Debütwerk. Dieses adaptierte er im März 1986 als zweistündigen Anime-Film, bei dem er selbst die Regie führte, das Drehbuch verfasste und das Charakterdesign erstellte. Auch seinen zweiten Manga, »Venus Wars« (1986–1990), setzte er als Anime um.

Im Jahr 1989 kehrte Yasuhiko der Anime-Industrie den Rücken, um sich vollständig seiner Karriere als Mangaka zu widmen, bevor er 26 Jahre später wieder auf dem Regiestuhl saß, um im Jahr 2015 seine Manga-Reihe »Mobile Suit Gundam: The Origin«, welche er von 2001 bis 2014 in 112 Kapiteln veröffentlichte, in eine sechsteilige OVA-Reihe zu verwandeln.

Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung könne er nun aus voller Überzeugung behaupten, dass ein Schöpfer des Originalmaterials am besten dafür geeignet sei, eine Adaption zu leiten.

Schöpfer selbst als Regisseur

Viele Anime-Regisseure – wie auch er vor seiner Mangaka-Karriere – würden erhebliche Änderungen am Originaldrehbuch vornehmen. Natürlich nie mit böser Absicht, sondern um die Adaption mit bestem Wissen und Gewissen zu verbessern, was folglich aber die Autoren verärgern würde.

Aus diesem Grund würde er mittlerweile darauf verzichten, die Werke anderer Autoren zu adaptieren, da er deren Arbeit nicht »beschädigen« wolle. Er sei der Meinung, dass jeder Schöpfer selbst die Regie seiner Anime-Adaption übernehmen sollte – und viele erfolgreiche Beispiele gäben ihm recht.

So nannte Yasuhiko etwa den Film »The First Slam Dunk«, bei dem Autor Takehiko Inoue selbst die Regie übernahm. Die Adaption war originalgetreu und hätte viele bestehende Fans glücklich gemacht sowie viele neue Leser angezogen. Ein Ergebnis, das nur dem Originalschöpfer gelingen würde.

Abschließend erklärte er noch, dass man heutzutage ohnehin eher in eine Zeit zurückgekehrt wäre, in der Manga die Meister und Anime die Diener wären, da jüngste Anime-Adaptionen oftmals sehr originalgetreu wären – und die direkte Beteiligung des Schöpfers würde das gewährleisten.

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Via Toyokeizai, Wikipedia, AniList
© Hajime Kamoshida / ASCII MEDIA WORKS / Sakurasou Project

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7 Kommentare und Antworten zu "Mangaka sollten laut Anime-Urgestein selbst Regie führen"

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chb
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chb

Kann man nicht verallgemeinern. Ein guter Mangaka ist nicht automatisch auch ein guter Regisseur und eine Umsetzung 1 zu 1 ist auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss.

Guts
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Guts

Ja, wenn er die Qualität und Kreativität der Anime massiv senken möchte, dann nur zu. Denn als Regisseur benötigt man Talent und Erfahrung, da kann man nicht einfach den Mangaka hinsetzen und den machen lassen. Nur weil es ein paar Mangaka gibt, die es dennoch hinbekommen, heißt das noch lange nicht, dass das als Norm so wäre. Er ist doch selbst ein Beispiel dafür, was für eine lange Lernphase das sein kann. In der Theorie mögen da vielleicht originalgetreue Adaptionen bei rum kommen, in der Praxis endet das in inspirations- und seelenlosen 1:1-Adaptionen mit handwerklichen Defiziten. Wir müssen uns nur mal anschauen wie die Situation jetzt schon ist, da wird bereits von Verlagen die Vorgabe gegeben am besten die Manga-Panels 1:1 zu übernehmen. Da verkümmern doch jetzt schon die Fähigkeiten richtiger Regisseure, was soll dann erst werden, wenn man die Regisseure komplett entfernt und – mal reißerisch ausgedrückt – »Amateure« diese Aufgabe erfüllen lässt? Die Anime-Industrie entwickelt sich immer weiter zur reinen Fließbandfabrik und die »Kreativen« fördern das auch noch. Da braucht man sich nicht wundern, wenn andere Länder immer weiter aufholen und die kreativeren Serien/Filme produzieren.

Der sauber-Seifen Mann
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Der sauber-Seifen Mann

Also das ist immer so ne Sache mit der Treue zum Original. Obs sich nun um einen Anime zum Manga/Light Novel oder nen Film zum Buch oder Serie zum Game handelt- es ist immer zweischneidig.

Wenn man dem Original zu treu bleibt, hat man am Ende nur ne bessere Nacherzählung, bei der man immer schon vorher GENAU weiß, was passiert. Das ist öde.

Weicht man aber zu sehr vom Original ab, könnte das ganze verfälscht werden.

Allerdings-und das hab ich kürzlich schonmal erwähnt- treffen manchmal Mangaka/Autoren einfach falsche Entscheidungen und dann ist es gut, wenn Regiesseure es beim Anime besser machen.

Ich kann den Standpunkt schon verstehen, aber man sollte davon absehen, zu sagen, dass die Schöpfer IMMER automatisch die besseren Regiesseure sind.

Ich
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Ich

Wenn man ein Medium in ein anderes umwandelt, halte ich Anpassungen nicht für ungewöhnlich. Ein Manga mit starren Bildern, ohne Farbe und ohne Stimmen ist nunmal anders als ein Video-Clip mit Bewegtbildern, Farbe und einer Sprachausgabe. Da gibt es ja eine ganz andere Dynamik. Natürlich heißt das nicht, dass man das Ausgangsmaterial komplett umwerfen soll. Aber es ist nunmal ein anderes Medium.

Und ob das so pauschal gut funktioniert mit Mangaka=Regisseur … Und weil man das eine gut kann, heißt das ja nicht, dass man automatisch auch das andere gut kann.

Mana
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Mana

Ich würde sagen ansich keine schlechte Idee, auch wenn man sicher da nicht jeden allein handtieren lassen sollte…und letztendlich das dann auch die Mangaka je entscheiden sollten. Mehr Mitsprache usw sollte aber bei den Künstlern der Originalwerke sowieso selbstverständlich sein, was es aber leider ja auch oft nicht ist. Alleine schon wenn man bedenkt wie selbst in die originalen Werke die Verlage etc reinreden…

ArdynLucisCaelum
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ArdynLucisCaelum

Da Spielen mehrere Faktoren eine Rolle finde ich ^^ Aber eins kann man sagen man sollte den Mangaka an seiner Seite haben so das der Anime das Werk auch zur Geltung bringt und am ende nicht ein völlig anderes Produkt entsteht was der Schöpfer evt nicht gewollt hätte 😅

Wiedelschnutzi
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Wiedelschnutzi

Klingt ziemlich dämlich. Mal ganz davon abgesehen, dass Mangaka aufgrund ihrer wöchentlichen/monatlichen Releases selten Zeit haben an der Anime Produktion mitzuarbeiten, sind die Medien Manga und Anime sehr verschieden und wenn besagter Mangaka keine Ahnung vom Medium Film und Animation hat, dann sollte er nie Regie führen.

Man bräuchte eine konkrete Liste von »Mangaka als Regie« um das besser auszuwerten. Danach müsste man noch Background-Check machen. Haben die zB wie der Evangelion-Author Hideaki Anno vorher Filme gedreht und Erfahrung mit Anime-Produktion? Wenn ja, dann offensichtlich wird die Regie besser und sagt somit nix über die These »Mangaka als Regie ist immer besser« aus.

Was ist mit den Beispielen bei denen die Regie das Original offensichtlich verbessert? -Chainsaw Mans visuelles Storytelling mit neuen Szenen?
-Made in Abyss Season 2s Umstrukturierung, wann die Vergangenheit von Vueko gezeigt wird, wodurch die Twists besser emotional einschlagen, und man als Zuschauer zudem früher Fragen aufwerfen kann was denn jetzt genau passiert ist? (Hat die Regie auch selbst so ähnlich formuliert und kann im S2 Blueray/DVD Booklet gelesen werden)
-AOT S1s neue Szenen die viel besser die Welt rüberbringen. Sei es wie die Menschen in einer Katastrophe reagieren, oder wie mit Verlust umgegangen wird. Alles nicht von der Hand des Authors.

Ich weiß nicht wie es bei One Piece ist, aber Oda rotzt seinen Manga so hin, dass der Anime es ausbessert und er meinte sinngemäß, er habe Zeitdruck, weswegen er alles skippt. Müsste aber die Quelle wieder finden. Inwieweit ist Oda aber an der straffen Anime Produktion integriert? Sind alle neuen Szenen von ihm? Wenn Nein dann haben wir ein weiteres Beispiel für gute Nicht-Mangaka Regie. Wenn aber Oda jede Szene selbst directed, dann haben wir ein Beispiel für gute Mangaka-Regie.
(Kampfszenen die im Manga einfach gar nicht existieren und nur das Ergebnis zeigen werden im Anime ausgebessert, siehe zB Blackbeard vs Boa. Das gilt nicht nur für Kampfszenen. Normale Szenen werden auch geskippt und wir sehen nur das Ergebnis ohne logische Handlungskette. Anime bessert das aus)

Ne ganz andere Nummer sind Novel-Adaptionen. Da scheinen Unfälle zu passieren. Aber ob der Novel-Writer diese Unfälle glätten hätte können, bezweifle ich. Man Siehe JK Rowlings Filmregie mit ihren Problemen, oder Stephen Kings Film-Unfall.

Gibt es Unfälle bei der Regie?
JA! Man nehme die schlecht gewählte Regie für Tower of God S1. Bam wurde komplett umgeschrieben (japanisiert) und viele andere Charaktere auch. Was ausgelassen und was neu gezeigt wurde, löste Verwirrung aus für Anime-Onlies. Kann nicht ins Detail gehen ohne zu spoilern, aber hier Episode 1 bis 2 (ersten minuten)
Bam im Anime: »oh ich bin ein kleines Kind. oh Rachel weg. Ich… ich kenne keine Furcht! Killt fast Fisch. Wird teleportiert. Sieht nen random Riesen und auf einmal »oh nein…. ich hab Angst! oh Gott! Was soll ich TUN!«
Bam im Manwa: »ich brauche Rachel. Sie bedeutet mir alles. Sie war mein Licht (visuell erzählt). Ich habe keine Angst! Killt fast Fisch. Teleportiert. Sieht den random Riesen und sagt sich »ich muss das jetzt durchziehen und ihn töten«

Anime Bam ist absolut unlogisch wann er was wie fühlt UND DAS STÄNDIG wie oben beschrieben. Manwa Bam hat keine unlogischen Gefühlswendungen. Er hat keine Angst vor dem Monsterfisch, also hat er logischerweise keine Angst wenn er einen halbsogroßen Riesen sieht. Im Anime wird Bam aber absolut inkonsequent geschrieben. Wann er was fühlt, wird jedes Mal ausgewürfelt.
Anime Bam sieht später Rachel fast sterben. Keine Reaktion.
Anime Bam sieht random Dude sterben: »OH NEIN! MEINE SEELE! SOO TRAURIG! WUAAAH!«
Ja. Sehr geistreiche Darstellung. Ergibt absolut keinen Sinn.

Ja. Zusammengefasst: Wir bräuchten eine Ausarbeitung darüber, welche Mangaka-Regies gut verliefen, welche schlecht verliefen, und das mit Background Checks- Danach könnten wir uns ein besseres Bild machen.
Zumal sich die Zeiten auch geändert haben, und eine seltsame Adaption wie bei Ur-Gundam kaum noch passiert. Meistens sind Adaptionen eh sehr treu. Und Katastrophen wie Promised Neverland S2 sind garantiert auf die Sponsoren (oder andere Entscheidungsträger) und nicht auf die Regie zurückzuführen.

Hab euch lieb auch wenn ihr mir widersprecht. Wenn ihr weitere Beispiele habt, bitte her damit. Wäre interessant die Daten zu sammeln und dann auszuwerten.