Der kontinuierliche Kursverlust des japanischen Yen gegenüber anderen wichtigen Währungen könnte allmählich auch für die Anime-Industrie zu einem Problem werden. Wir fassen zusammen.
Yen auf Rekordtief
Der japanische Yen verliert weiterhin an Wert und befindet sich derzeit gegenüber anderen wichtigen asiatischen Währungen auf einem Rekordtief. Im Falle des koreanischen Won liegt der japanische Yen auf dem niedrigsten Stand seit 16 Jahren und gegenüber dem chinesischen Yuan gar seit 1993.
Eine Entwicklung, die auch allmählich in der Anime-Industrie für Probleme sorgt, wie Animator Otarou vor Kurzem in einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk X (Twitter) näher ausführte:
»Ausländische Unternehmen, die zuvor mit uns Geschäfte gemacht haben, sagen jetzt, dass sie keine Aufträge mehr zu den gleichen Preisen annehmen können. Gleichzeitig ändert sich aber das Budget der Produktionskomitees nicht und das Studio hat keine andere Wahl, als die eigenen Gewinne zu kürzen, um den schwachen Yen auszugleichen. Ebenso sinkt die Kaufkraft der Anime-Fans.«
Outsourcing gefährdet
Bekanntlich baut die Anime-Industrie im erheblichen Maße auf Outsourcing, also der Auslagerung der Arbeit an günstigere Arbeitskräfte, vor allem aus Südkorea und China. Doch mittlerweile wäre man an einem Punkt angelangt, an dem diese Animatoren und Unternehmen keine Jobs aus Japan mehr annehmen würden, da sie aufgrund des schwachen Yen keine Gewinne machen könnten.
Zuletzt wurde deswegen auch immer wieder die japanische Regierung in die Pflicht genommen, was auch Kentaro Mizuno, Episode Director bei »Mysterious Disappearances«, nochmals bekräftigte:
»Will die Regierung wirklich weiterhin tatenlos zusehen, obwohl bereits dieser Punkt erreicht ist? Wenn es so weitergeht, wird Japan früher oder später untergehen. Talentierte japanische Animatoren und ganze Unternehmen werden von ausländischen Unternehmen übernommen. Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir Gewerkschaften, Branchenverbände und mehr.«
Wenn das System des Outsourcings nicht aufrechterhalten werden kann, könnte dies wahrscheinlich dazu führen, dass die Anzahl der Produktionen reduziert wird, oder dass das bereits überlastete und unterbezahlte Anime-Personal noch härter arbeiten müsste, um die Verluste zu kompensieren.
- Studie deckt Probleme mit Verträgen für Animatoren auf
- Animatorin warnt vor Zusammenbruch der Anime-Industrie
- Zukunft der Produktionskomitees in der Anime-Industrie
Via Nikkei Asia
© Squid Girl Production Committee
Ach, das ist doch kein Problem. Verzichtet einfach auf die 50 trash Isekai die ihr jedes Jahr rausballert und die eh nie über eine Staffel hinaus gehen und nach ner Woche wieder vergessen werden.
Investiert Geld und Ressourcen lieber in erfolgreiche Anime, die die Leute auch tatsächlich sehen wollen (Neuerscheinungen mit gutem Plot /Fortsetzungen beliebter Werke) und am Ende werdet ihr vermutlich noch Budget übrig haben : )
Isekais scheinen sich eben gut zuverkaufen.
Sonst würden nicht soviele produziert.
Sorry, aber diesen Zustand haben sich die Japaner selbst geschaffen. Das war mit ihrer Vorgehensweise einfach absehbar und traurig mitanzusehen. Den Absatz, dass Anime nicht mehr gewinnbringend sind aufgrund der sinkenden Zahlen liegt sicher auch daran, dass es einfach viel zu teuer ist und in diesen bescheuerten Volumes realeased wird statt eine normale Gesamtausgabe wie es jede Realserie auch schafft. Das schreckt viele Kunden immer mehr ab. Dazu noch die Angst, dass ein Werk nicht beendet wird oder nicht alles auf Disc realeased wird (Jojo,Gintama).
Der letzte Absatz kann ich nur den Kopf schütteln.
Weniger Anime pro Season: Ja unbedingt, dafür diese besser selektieren und umsetzen
Noch mehr arbeiten: Geht das überhaupt noch? Wollen die ihre Arbeiter noch mehr folgern? Definitiv der falsche Weg.
Das hört sich nach einem Lose-Lose-Situation an. Entweder müssen die schon ohnehin überarbeitenden inländischen japanischen Mitarbeiter mehr leisten und das bei gleichem Gehalt oder sogar weniger. Oder die Anime-Industrien und Produktionen gehen zur Grunde, weil sie schon auf Outsourcings gesetzt haben wo das angebliche Problem ausgelagert wurde. Was für eine Ironie.
Ob jetzt Gewerkschaften oder Branchenverbände etc. die Situation verbessern können, wage ich zu bezweifeln. Denn das Geld muss von irgendwo herkommen. Ob Staat da aushelfen kann oder wird, bei schon schwachen Yen ?!?
»Wenn das System des Outsourcings nicht aufrechterhalten werden kann, könnte dies wahrscheinlich dazu führen, dass die Anzahl der Produktionen reduziert wird«
Könnte aber auch die Qualität verbessern, denn das Zusammenbasteln von Material aus verschiedenen Quellen ist eine wichtige Ursache für allerlei Probleme. Und weniger, aber dafür bessere Produktionen wäre doch ein guter Tausch.
»oder dass das bereits überlastete und unterbezahlte Anime-Personal noch härter arbeiten müsste, um die Verluste zu kompensieren«
Die Arbeitsbedingungen müssten halt dringend besser werden, das ist ja bekannt. Das würde auch der Qualität nützen. Im Grunde liegt die ganze beschriebene Problematik mal wieder an zu wenig Geld.
Japan hat Probleme und die Regierung kümmert sich nicht darum so wie immer .
Wenn man will, dass eine Regierung sich um was kümmert … dann hat man eigentlich schon verloren. Das ist ja auch nicht nur in Japan so.
Und wenn die Billigarbeitskräfte auf einmal nicht mehr billig sind …
«Wenn es so weitergeht, wird Japan früher oder später untergehen.«
Die Ausage halte ich nichtmal für so übertrieben. Damit man mich nicht falsch versteht: Kein Land ist perfekt; jedes hat seine Probleme – die einen mehr, die anderen weniger. Nun ist es doch aber bei Japan so, dass sie schon recht nah an der Grenze sind; sie mögen noch nicht an der Grenze stehen, aber sind auch nicht mehr weit weg.
Alles lösbar mit der Kohle die zu Mrd in den »Tresoren« einige Firmen liegt oder bei reichen »Moguln« halt wie immer..Außerdem wohin wird outsourced bei Anime? China zB.. Die haben ja so gar keine Probleme mit Überalterung Schattenbanken Überproduktion die dank enormen Reallohnverlust im Westen keiner mehr kauft etc.. Chinas BIP pro Kopf ist trotz eher stagnierenden Bevölkerung (was ja heißt nur wenig Wachstum bringt schon was) seit ca Covid Anfang am stagnieren bis sinken (je nachdem welchen gelogenen Zahlen online ich glaub).
Japan ist nix anderes global wie der Joker in Batman: Ich bin kein Monster (oder im Bezug auf Japan was »besonderes) nur meiner Zeit voraus…..
Super Video dazu How the US Is Destroying Young People’s Future | Scott Galloway | TED – YouTube. Habs hier glaub ich eh schon mal gebracht. Lässt sich auf eigentlich jedes Industrieland umlegen.. Und der Mann weiß schon wovon er redet ist ja auch nicht gerade arm »spielt« für sich selbst das Spiel profitabel mit redet aber fast daher wie ein »linker Spinner« (wobei das was heute linke Spinner sind waren vor 40 Jahren bei uns Sozis in den USA Demokraten die halt noch ein wenig was von sozialer Marktwirtschaft hielten).
Auch bei uns ist die Überalterung schon da gerade im Medizinsystem ist der Kollaps auch schon da und bei aller Abneigung gegen Afd und Co die »aktuelle Zuwanderung« löst das Problem auch nicht (Fakten dazu 7 von 10 Asylwerbern in Österreich waren die letzten 5 Jahre Analphabeten in Wien kollabieren gerade die Volksschulen unter Klassen in denen von 20 Schüler 2-3 Deutsch sprechen können etc etc)… Bei allen Problemen die Japan hat diese Probleme die bei uns immer mehr werden (siehe auch Schweden Schusswaffentote etc etc) haben die nicht.
Und der einzige Grund warum die Inflation in der EU und den USA noch nicht zu enormsten Problemen führt ist, dass die Amis mit dem Petrodollar eine »sichere Bank« haben und der Euro sehr am Dollar hängt im Endeffekt.. Sonst sähe es ganz anders aus. Dazu sind viele Gewinnsteigerungen »Wirtschaftsleistungen« etc »bei uns« oder auch in Taiwan komplett der komplett irren AI und Grafikkarten/Prozessorblase geschuldet. Da hat Japan weniger was davon Europa wenigstens über ASML zB »Anteil dran«).
»Bekanntlich baut die Anime-Industrie im erheblichen Maße auf Outsourcing, also der Auslagerung der Arbeit an günstigere Arbeitskräfte, vor allem aus Südkorea und China.«
Die japanische Elektroindustrie ist mit einigen ihrer ehemals führenden Sparten bereits vor anderthalb Jahrzehnten an heute große Bekannte wie Nichicon nach Taiwan outsourced worden. Man gucke sich heute mal um, von woher die marktführenden Capacitors von Nichicon stammen beziehungsweise worüber sie gefertigt werden – Nippon Chemi-Con und Panasonic Semiconductor Solutions. Auch der einstige Konkurrent der BASF, die Mitsubishi Chemical, spielt heute namentlich kaum noch eine Geige.
Tatsächlich ist das Wirtschaftswachsum Japans bereits seit Ende der 80’er Jahre am Stagnieren. Den Anschluss an die Weltspitze hatten bis auf die führenden Labels der Matsushita Electric Industrial keine weiteren aus Japan gehabt.
Hinzukommend die zunehmende Alterung der japanischen Gesellschaft, die deren Produktionskapazitäten allmählich gefährdet.
Hier eine richtige verrückte Idee
Erhöht die Kosten für Lizenzen. Die Tatsache das mit Streaming so viel Geld eher bei den Streamingdiensten bleibt ist ein Umstand über den hier keiner redet, weil jeder genau weiß das dadurch nur die Abo Kosten sich erhöhen würde und keiner hier mehr für sein Abo zahlen will als man möchte.
So wie Einnahmen schon jetzt auch quer gerechnet werden aus Lizenz-Verkäufen an Konzerne wie Crunchyroll wird es wahrscheinlich eine Überlegung wert sein, auch dort mal an der Schraube zu drehen. Wie oft hat man in den letzten Jahren gelesen, dass der ausländische Absatzmarkt inzwischen so wichtig sei? Verkaufen die die Lizenzen dort auch in Yen – wenn ja, dann sollten die echt mal in US-Dollar umstellen. Dort dürfte einiges zu holen zu sein.
Denn naja: ich hab in den letzten Jahren einige Ausflüge nach Japan gemacht – 2017, 2018 und jetzt 2023 wieder. 2023 war ein Euro schon bei 155 Yen, inzwischen kratzen wir an 170 Yen. Es war skurril, das war richtiggehend ein »Billigurlaub«, denn die Preise in Restaurants und überall sonst waren lachhaft günstig. Unser starker Euro hat diesen Urlaub sehr günstig gemacht – und naja, natürlich hatten auch wir Inflation hier drüben, also gegenüber dem Schweizer Franken und dem US-Dollar ist auch der Euro spürbar abgerutscht, aber eben nicht auf Yen-Niveau. Wenn ich mir dann vorstelle, dass ich eigentlich erwartet hätte, dass solche Verhandlungen in US-Dollar stattfinden: im Januar 2020 war ein USD 108 Yen wert – aktuell sind es 157 Yen – das ist ein Kursabsturz von 45%. Für Import- bzw. Technik-Produkte (deren Preise komplett US-Dollar-getrieben sind) ist das sehr schmerzhaft – in Japan aktuell eine PS5 zu kaufen (dort kostet die Digital-Edition inzwischen in Yen mehr als die Disc-Edition zum Launch) macht für einen Japaner keinen Spaß.
Aber bei Export-Produkten – und Anime ist mit immer mehr weltweiter Akzeptanz ein echter Export-Schlager – da müsste man das doch nutzen können? Oder um zum Anfang zurückzukommen: bepreisen die etwa internationale Lizenzen in Yen?
Ja das mit der Währung ist durchaus ein Problem, dachte mir schon das es für die Studios brenzlig wird. Das japanische Wirtschaftsmodell hat mehr als nur ein Problem, Anpassungsgeschwindigkeit, Überalterung, eine viel zu hohe Staatsverschuldung (weshalb der Leitzins auch nicht angehoben werden kann, um so eine Inflation zu bekämpfen).
Zumindest für die Anime Indutrie gibts ne einfache Lösung: AI. Die kann einem zwar noch keine ganze Anime Serie rausballern, aber Bilder generieren (Stable Diffusion), Stimmen erzeugen (Eleven Labs) oder den Soundtrack komponieren (Udio). Damit sollten die Studios immense Kosten einsparen und sich gleichzeitig modernen Technologien öffnen.
Die Japanische Regierung sollte das Problem ernst nehmen.
Die Anime Branche macht einen erheblichen Teil der japanischen Wirtschaft aus. Kommt die zu Fall, dann wird Japan richtige Schwierigkeiten bekommen.