Neue Stiftung setzt sich für Animatoren in Japan ein

Um die stark kritisierten Arbeitsbedingungen in der Anime-Industrie zu verbessern, wurde vor einigen Monaten eine neue Stiftung in Japan gegründet, die sich nun vorgestellt hat. Wir fassen zusammen.

Stiftung für bessere Arbeitsbedingungen

Die »Nippon Anime Film Culture Association« (NAFCA) wurde am 27. April 2023 unter der Leitung von Masuo Ueda, der in der Vergangenheit bereits leitende Positionen bei Studio Sunrise, Aniplex und A-1 Pictures bekleidet hat und dort an der Produktion mehrerer Anime mitgewirkt hat, ins Leben gerufen.

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Weitere Gründungsmitglieder sind Masaru Kitao (Chief Animator bei »Death Note«), Naomichi Yamato (Episodenregisseur bei »Fairy Tail«), Shunsuke Sakino (Synchronsprecher von Shibazaki aus »Terror in Tokio«) und Yuuko Kaida (Synchronsprecherin von Isabella aus »The Promised Neverland«).

Das Ziel der NAFCA sei laut eigenen Aussagen nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Anime-Industrie. Vielmehr müssten sich Management und Produktion gegenseitig verstehen und ihrer Verantwortung bewusst werden, um letztendlich gemeinsam nach größeren Erfolgen zu streben.

Denn derzeit wären Anime-Studios keineswegs Orte, an denen man seinen Traum leben könnte. Stattdessen würden dort kreative Schöpfer arbeiten, die weit über ihre Grenzen hinaus belastet werden, all das aber dennoch ertragen und weitermachen würden, weil sie ihren Job lieben.

Animatoren leben in Armut

Obwohl sich der Anime-Markt allmählich von der COVID-19-Pandemie erholt und laut dem Anime Industry Report 2022 auf ein neues Rekordhoch von 2,74 Billionen Yen (etwa 17,3 Milliarden Euro) anstieg, kommt erschwerend hinzu, dass von Animatoren zu Beginn ihrer Karriere erwartet wird, in Armut zu leben und dabei dennoch eine horrende Zahl an Wochenstunden zu arbeiten.

Deswegen und auch weil die Regierung in all den Jahren keine Maßnahmen ergriffen hat, entschloss sich Ueda die NAFCA zu gründen, um die Situation endlich zum Besseren zu verändern. Wir können nur gespannt abwarten, was in dieser Hinsicht passieren wird, werden aber natürlich wie gewohnt darüber berichten. In der Zwischenzeit wenden wir uns einigen Kommentaren aus dem Internet zu:

  • »Die Anime-Industrie wird leider nie ohne die Ausbeutung der Arbeitskräfte funktionieren.«
  • »Es gibt zu viel Ausbeutung im Anime-Markt. Der einzige Weg, das Problem zu lösen, besteht darin, die Industrie zu zerstören und sie von vorne zu starten.«
  • »Chinesische Animationswerke haben heute gute Zeichnungen und Handlungen, sodass japanische Animationen nicht mehr benötigt werden.«
  • »Die Studios müssen aufhören, alles zu akzeptieren, was von ihnen verlangt wird. Wenn sie nur noch gewinnbringende Werke produzieren würden, wäre die Situation vielleicht anders.«
  • »Es wird zu viel Müll auf Grundlage von Light Novels und Web Novels im Isekai-Genre produziert. Ich wünschte, die Produktionsfirmen würden endlich damit anfangen, solche Werke abzulehnen.«
  • »Während Synchronsprecher reich werden und Autos und Wohnungen kaufen, leben Animatoren in Hunger. Ist denen nicht klar, dass Synchronsprecher ohne Animatoren nichts wären?«

Was haltet ihr von der Gründung dieser Stiftung? Denkt ihr, sie wird die fast schon traditionellen und schlechten Arbeitsbedingungen innerhalb der Anime-Industrie zum Besseren verändern können? Lasst uns eure Meinung doch gerne in den Kommentaren wissen!

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Via NAFCA, Yaraon!
©ふじた・一迅社/「ヲタ恋」製作委員会; © SHIROBAKO Project

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Kommentare

Kommentare

4 Kommentare und Antworten zu "Neue Stiftung setzt sich für Animatoren in Japan ein"

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Kazama Richi
Gast
Kazama Richi

Ein erster, längst überfälliger Schritt. Eins der größten Probleme in Japans Arbeitswelt ist nach wie vor eine kaum vorhandene gewerkschaftliche Organisation; kombiniert mit einer Dauerregierungspartei, die traditionell Unternehmen und Großeigentümer vertritt und begünstigt. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfen nicht darauf warten, dass ihre Arbeitgeber von sich aus vernünftig werden.

Die Userkommentare zeigen allerdings wieder mal treffend, wie wenig Ahnung manche „Fans“ von der Situation haben. Greifen wir uns Nr. 4 bis 6 raus: Aufträge abzulehnen, ist für die Studios selbst meistens keine realistische Option, so hart wie der Markt umkämpft ist, das ist ja Teil des Problems. Ob ein Anime gewinnbringend ist oder nicht, macht für das Studio erst einmal wenig Unterschied, da deren Bezahlung von vornherein festgelegt ist und sämtliche Gewinne ans Komitee fließen – ein weiterer Grund, warum die Studios es kaum schaffen, unabhängig zu werden und auf eigene Faust Originalwerke zu produzieren.

Und das Memo, dass die wenigsten Seiyū auch nur einigermaßen wohlhabend sind, die allermeisten von ihnen trotz ihrer Popularität dem Ranking-System entsprechend genauso auf Mindestlohnniveau bezahlt und ausgebeutet werden (zumal bei den meisten ein nicht zu unterschätzender Anteil an ihre Agenturen fließt) und aufgrund der immensen Konkurrenz und knapper Aufträge keine Möglichkeit haben, sich dem zu entziehen, haben manche wohl auch immer noch nicht bekommen. Gerade deshalb die Animatoren sich nicht gegen die Seiyū ausspielen lassen, sondern dafür werben, dass Letztere sich mit ihren Anliegen solidarisieren.

Ich
Gast
Ich

Ich hoffe inständig, dass das Ganze was bringt. Es muss sich was ändern. Ich finde auch gut, dass unter den Gründern Synchronsprecher dabei sind. Das ist ja auch eine Baustelle. Jetzt heißt es abwarten. Ich kann mich abschließend nur wiederholen: Ich hoffe, das bringt was.

SenSen
Gast
SenSen

Was mich wirklich interessieren würde…..glaubt ihr dass die meisten Animefans mehr zahlen würden für ihre Anime etc. und längere Wartezeiten hinnehmen würden?
Weil wenn wir ehrlich sind, von »oben« wird es nie mehr geben, weil das automatisch bedeuten würde das die da »oben« was abgeben müssten was nie der Fall ist.
Deswegen existieren ja auch Deadlines etc.

Ich frage mich das weil in sozialen Medien Studios schon oft »angegriffen« wurden, wenn etwas verschoben wurde oder Streamingdienste angegriffen wurden, wenn die Kosten erhöht wurden.

Letzteres mag was damit zutun haben, das die »Oberen« halt die Mehrkosten von der Kunden holen statt was abzugeben, aber wie bereits erwähnt….eine Gruppe muss für das Wohlergehen der anderen nun mal »leiden« und es werden nie die »richtigen« sein.
Sad truth

Schalk
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Schalk

Die ganze Situation ist einfach nur traurig. Ich hoffe so sehr dass sich das endlich ändert und mein liebstes Hobby nicht auf Ausbeutung anderer aufbaut!!!! Deswegen bezahle ich auch alle meinen Anime Filme/Serien damit die Industrie nicht sagen kann sie habe zu wenig Geld. Piraterie macht alles nur noch schlimmer!!!!