Offizielles Ghibli-Dating-Event erhält zu viele Bewerbungen

Die japanische Regierung veranstaltet ein Event zur Partnervermittlung und holte dazu Studio Ghibli mit ins Boot, doch mit der gewaltigen Anzahl an Interessenten hatten sie wohl nicht gerechnet.

Geburtenrate ist Chefsache

Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Japan bereits seit mehreren Jahren mit einer Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen hat. Doch für die sinkende Geburtenrate ist schon lange nicht mehr nur die fehlende Bereitschaft eines Paares verantwortlich. Vielmehr liegt es daran, dass es immer weniger Paare gibt und viele alleinstehende Japaner die Hoffnung auf Heirat und Kinder aufgegeben haben.

Werbung

Kein Wunder also, dass die japanische Regierung Alarm schlägt und die Geburtenrate zur Chefsache erklärte. Kinder- und Elterngeld sollen genauso aufgestockt werden, wie die Zahl der Kindertagesstätten. Doch auch bei der Partnervermittlung soll geholfen werden.

Den ersten Schritt in diese Richtung machte nun die Regierung der Präfektur Aichi in Zusammenarbeit mit dem ansässigen Ghibli-Park und kündigte ein sogenanntes Konkatsu-Event an. Wörtlich übersetzt bedeutet das »Eheaktivitäten« und bezieht sich also auf eine Partnervermittlungsaktivität für Menschen, die auf der Suche nach einem heiratswilligen Partner sind.

Teilnehmen darf jeder, der in der Präfektur Aichi lebt, arbeitet oder studiert und zwischen 20 und 39 Jahre alt ist. Zusätzlich soll man auch ein Studio-Ghibli-Fan sein, um das Beste aus der Veranstaltung herauszuholen. Schließlich nehmen die Teilnehmer in Gruppen zu jeweils drei Männern und drei Frauen an einer Art Ghibli-Schnitzeljagd im Aichi Expo Memorial Park teil.

Überwältigende Nachfrage

Aufgrund der großen Beliebtheit von Studio Ghibli sowie der angestauten Nachfrage an Konkatsu-Events nach der COVID-19-Pandemie beschloss die Regierung von Aichi, die Veranstaltung in einem großangelegten Umfang für insgesamt 400 Teilnehmer zu planen. Eine kluge Entscheidung, aber dennoch wurden die Erwartungen der Verantwortlichen um ein Vielfaches übertroffen.

Denn nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 18. September 2023 zählte man insgesamt 2.249 Anfragen (1.175 Männer und 1.074 Frauen), aus welchen nun in einem Lotterie-Verfahren die letztendlichen 400 Teilnehmer bestimmt werden müssen, da das Event bereits am 7. Oktober 2023 stattfindet und man nicht genügend Vorbereitungszeit hätte, um alle Anfragenden unterzukriegen.

Doch die hohe Nachfrage dürfte die Verantwortlichen überzeugen und weitere Konkatsu-Events sehr wahrscheinlich machen. Schließlich handelt es sich bei vielen Konkatsu-Veranstaltungen in der Regel lediglich um ein gemeinsames Abendessen, wohingegen sich die Ankündigung der Neuinterpretation der Präfektur Aichi in Form einer einzigartigen und hobbybezogenen Aktivität als Erfolg herausstellte.

Damit wirken die Veranstalter auch direkt einem der Hauptgründe entgegen, warum die Heiratsrate in Japan sinkt. Denn viele Japaner fürchten den Verlust ihrer persönlichen Identität und ihrer Freiheit, da sie mit ihrem Single-Leben auch ihre Hobbys aufgeben würden. Doch hier teilen die Teilnehmer ein gemeinsames Interesse und statt es aufzugeben, wird es vielmehr zu einem Teil ihrer Beziehung.

Mehr zum Thema:

Via Mainichi Shimbun
© Studio Ghibli

Artikel teilen

Newsticker

Dieser Artikel beinhaltet Affiliate-Links. Durch den Kauf der Produkte über unsere Links erhalten wir eine kleine Provision. Mehr dazu.

Auch interessant?

Diskutiere mit!

guest
11 Kommentare
Bewertung
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
View all comments
Ich

Hmm … zugegeben eine nette Sache. Je nachdem, wie dieses Event abläuft, könnte das doch ganz spaßig sein.

Aber zu erwarten, dass die Leute dort Kinder zeugen, nur damit diese dann irgendwann mal einen armen Tropf ersetzen, der – buchstäblich – tot vom Bürostuhl fällt, scheint mir nicht sehr fair zu sein. Da hat das Land noch viel zu tun.

Toshi

man muss aber sagen das die lage sich langsam bessert, auch wenn es noch genug solcher firmen gibt heißt das nicht das es überall noch so ist.

Lolis4Life

Und in Deutschland hat man die AfD, die sagt wir sollen Fachkräfte zeugen. Da ist mir diese Idee hier viel sympathischer.

Ich habe mir aber schon klar gemacht das mein Partner für immer Shinobu Oshino bleiben wird. Meine Gene bleiben schön bei mir!

Ich

Auf die AfD braucht man eh nicht zu hören.

Toshi

Tolle Aktion! und für einige vielleicht auch ein erfreuliche abwechslung.

»Denn viele Japaner fürchten den Verlust ihrer persönlichen Identität und ihrer Freiheit, da sie mit ihrem Single-Leben auch ihre Hobbys aufgeben würden. Doch hier teilen die Teilnehmer ein gemeinsames Interesse und statt es aufzugeben, wird es vielmehr zu einem Teil ihrer Beziehung.«

Ja kann ich tatsächlich verstehn was ich eigentlich sehr schade finde, vielleicht sollte der zukünftige partner einfach akzeptieren das nicht jeder die gleichen interessen hat und man nicht 24/7 alles zusammen machen muss.

POKIWOKI

In einer gesunden Beziehung muss keiner der beiden seine Identität aufgeben und kann auch ohne den anderen etwas unternehmen, ohne dass es eine Beziehungskrise gibt. Das verstehen leider die wenigsten.

Kazama Richi

So lustig ich die Idee eines solchen Events auch finde, ist es doch ein weiteres Symptom einer Gesellschaft und ihrer Regierung, die verzweifelt davor weglaufen, ihre wahren Probleme, die wahren Ursachen des Geburtenrückgangs, beim Namen zu nennen und diese zu lösen, auch gegen den Willen der Gerontokraten, die von den bestehenden Strukturen und Zuständen profitieren.

Ai Hoshino

Was sind den die wahren Probleme wegen den Geburten Rückgang?

Wissy

Wenn man in einer Beziehung alles aufgegeben müsste, ist die betreffende Person eh die Falsche. Ich bin seit fünfzehn Jahren mit meinem Mann zusammen, ich musste nie irgendwas aufgeben und im Gegenteil, ich konnte ihn sogar für Animes begeistern 😊😊

Er konnte mich auch für seine Hobbys gewinnen. Dennoch hängen wir nicht dauernd zusammen das wäre auch zu viel des Guten.
Jeder geht auch seinen Dingen nach unabhängig von einander.
Wieso glauben Japaner ständig das man aufeinander hängen muss und dann noch alles was einen ausmacht aufgeben soll.
Außerdem sollte der Staat für die besten Voraussetzungen sorgen um die Möglichkeiten zu haben eine Partnerschaft und Zeit für die Freizeit zu schaffen.
Ich denke mal langsam wird es ja bei den Japanern, und dieses Event ist eine super Idee, so eine Schnitzeljagd würde ich auch mit meinen Mann machen ☺️

Lukian

Da habt ihr ein tolles zweites Bild für den Artikel gewählt! 🙂

So würde ich mich fühlen wenn mein Partner mich ziehen würde meine Identität aufzugeben 😀

Lotte

Hm an sich ja eine nette Idee aber sollte man nicht an der Wurzel des »Üblen« beginnen? Geregelte Arbeitszeiten (8 Stunden täglich fünf Tage, Punkt! Nicht immer ständig Überstunden oder am besten doch gleich noch in der Firma übernachten…) Regelmäßiger Urlaub ohne dich dafür noch schlecht zu fühlen weil man nicht für die Firma da ist. Das wäre für mich entscheidend! Denn Kinder und eine Beziehung brauchen Zeit. Und dadurch bleibt oft sicher nichts für das eigene Hobby übrig von der schon eh spärlichen Freizeit. Da kannst du dich als Paar noch so gut organisieren, dass klappt leider oft nicht so gut wie man möchte. Irgendwas kommt immer dazwischen. Deshalb bleiben dann eben viele ohne Kinder und nicht Mal unbedingt Single.