Im Rahmen einer Vorführung seines Films »Suzume« hatte Makoto Shinkai einen öffentlichen Auftritt in London, bei dem er in einem Interview Rede und Antwort stand. Wir fassen zusammen.
Tochter ist Inspiration
Nach »Your Name.« und »Weathering With You« landete Makoto Shinkai mit »Suzume« den dritten Volltreffer in Folge. Der Film stürmt weltweit die Kinocharts und steigt immer weiter in der Liste der erfolgreichsten Anime-Filme auf, was Shinkai zu einem begehrten Mann macht.
Deswegen verweilte er auch in London und besuchte die Erstaufführung von »Suzume« in der BFI Southbank, dem bedeutendsten Kino im Vereinigten Königreich, wo er im Anschluss auch in einem Interview mehrere Fragen rund um den Film beantwortete.
Zu Beginn gestand Shinkai jedoch, dass die Prämisse »Mädchen trifft auf Junge« lediglich ein Vorwand wäre, um das Publikum anzulocken und in die Story einzusteigen. Denn tatsächlich sei »Suzume« keine ausgefeilte Liebesgeschichte, wie »Your Name.« sie war. Es ginge vielmehr darum, wie das Opfer einer furchtbaren Katastrophe ihr Trauma bewältige, ihr vergangenes Ich wiederentdecke und weitermache.
Seine Inspiration schöpfe Shinkai aus seiner zwölfjährigen Tochter, die alle seine Filme lieben würde. Von den Figuren im Film könne er sich deswegen auch am meisten mit Suzumes Tante identifizieren. Ihr schockierendster Ausbruch würde seine eigenen Gefühle für seine Tochter widerspiegeln. Aber wie er für seine Tochter, hätte sie auch noch viele andere Gefühle für Suzume.
In diesem Zusammenhang wollte Shinkai auch auf die Kernessenz des dreibeinigen Stuhls eingehen. Denn zwar würde der Stuhl mit drei Beinen natürlich sehr süß aussehen, aber der Hintergrund wäre tatsächlich viel tiefgründiger. Er wäre ein Spiegelbild von Suzumes eigenen versteckten Verlusten und soll verdeutlichen, dass man, selbst wenn etwas fehlt, noch herumlaufen kann.
Möglicherweise bald intimere Filme
Im weiteren Verlauf erklärte Shinkai, dass er immer der Meinung gewesen wäre, dass sich Anime an junge Menschen richten sollten. Deswegen hätten sich seine Filme bislang auch immer um Teenager gedreht. Allerdings bekomme er mit zunehmenden Alter immer mehr das Gefühl, dass er das fortan den neuen, jungen Regisseuren überlassen könnte und sich seine persönliche Rolle verändern würde.
Daher könne er sich für eines seiner nächsten Projekte durchaus vorstellen, die Protagonisten näher an sein eigenes Alter herankommen und dementsprechend körperliche Zärtlichkeiten austauschen zu lassen. Er würde sich freuen, wenn er mehr Leute in seinem Alter (Anmerkung: Makoto Shinkai ist 50 Jahre alt) und auch ältere Menschen dazu bringen könnte, seine Filme zu schauen.
Abschließend offenbarte Shinkai noch seine eigene Gefühlswelt und erklärte, dass er große Angst gehabt hätte, den Film zu drehen, da dieser das Tohoku-Erdbeben 2011 thematisieren würde, in dessen Folge über 19.000 Menschen ums Leben kamen. Bei der Aufführung in Tohoku hätten ihm aber viele Menschen gedankt und ihm Mut gemacht, was eine schöne Erfahrung für ihn war.
Dennoch gäbe es seiner Meinung nach sicher viele Menschen, die ihn dafür hassen und sich von dem Film angegriffen fühlen. Aber er fand es dennoch wichtig, dass sich jemand mit dieser schrecklichen Katastrophe auseinandersetzt und sie in Form von Unterhaltung teilt, da allmählich viele Menschen dieses bedeutende Ereignis in der japanischen Geschichte vergessen würden.
»Suzume« ist hierzulande seit dem 13. April 2023 mit deutscher und japanischer Sprachausgabe im Kino zu sehen. Informationen zu einem Disc-Release stehen noch aus.
- Makoto Shinkai Collection als Blu-ray bestellen
- Illustration zu Shinkais »Suzume« erhält scharfe Kritik
- »Suzume« verspeist Burger in McDonald’s-Kollaboration
Via ANN
© 2022「すずめの戸締まり」製作委員会
Auch hier wieder der Hintergrund, dass er die x-te Liebesgeschichte nur eingebaut hat, weil es von ihm erwartet wurde. Hoffe, er kann sich davon in Zukunft frei machen.
Er kann ruhig ältere Protagonisten nehmen; damit könnte man dann eine andere Dynamik erzeugen.
Der Produzent hat sicher wieder was dagegen 😉
Haha, ja gut möglich!
Bin aus Makoto Shinkai Filmen,nach Your Name draußen.