KADOKAWA spricht über Partnerschaften und Probleme

Im Rahmen eines Interviews äußerte sich die Führungsetage des japanischen Verlags KADOKAWA zu den steigenden Ambitionen in der Anime-Produktion sowie zu Partnerschaften und Problemen.

COVID-19-Pandemie bremste aus

An dem Interview nahmen drei der führenden Personen der Animation Division von KADOKAWA teil, namentlich Takeshi Kikuchi (CEO), Daijou Kudou (Leiter) und Shuzo Kasahara (Planungsmanager). Wir fassen das Wichtigste und Interessanteste im Folgenden zusammen.

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Zunächst bestätigten die anwesenden Personen, dass das im letzten Jahr selbst ausgerufene Ziel von »40 Anime-Produktionen pro Jahr« auf einem sehr guten Weg wäre, allerdings erst im Jahre 2023 und somit ein Jahr später als geplant realisiert werden könne. Als Grund wurden natürlich die Auswirkungen der weiterhin anhaltenden COVID-19-Pandemie genannt.

Allerdings schuf COVID-19 auch neue Möglichkeiten, da durch die Pandemie in den letzten zwei Jahren die Nachfrage und Zuschauerzahlen explodiert wären. Insbesondere Streaming-Dienste hätten nun einen gewaltigen Einfluss, da allein in Japan die Hälfte der Zuschauer von TV-Ausstrahlungen zum Streaming gewechselt wären. Das läge vor allem an der jüngeren Smartphone-Generation.

Personalabwanderung wegen schlechten Löhnen

Aufgrund der hohen Nachfrage und steigenden Anime-Produktionen wurde auch der gegenwärtige Personalmangel thematisiert. Derzeit würden sehr viele Animatoren von der Anime-Branche in die Videospiel-Branche wechseln, weil sie dort besser bezahlt werden würden. Die Anime-Industrie hätte daher bereits seit langem realisiert, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen.

Allerdings wäre dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da der Anime-Markt noch zu klein sei. Ein großer Abnehmer wäre China, wo es aber zu viele Einschränkungen gäbe. Aus diesem Grund sehe man Nordamerika als Hauptmarkt für die Expansion an. Aber erst, wenn man dazu in der Lage ist, den globalen Markt effektiv zu erweitern, könne man das gesamte Personal angemessen entlohnen.

In diesem Zusammenhang seien auch die Auswirkungen des Zusammenschlusses zwischen Funimation und Crunchyroll noch nicht ganz vorhersehbar. Zuvor hätten sich beide Konzerne ein Wettbieten für Anime-Lizenzen geliefert, was jetzt nicht mehr der Fall wäre. Aber aufgrund der bestehenden Partnerschaft mit Crunchyroll sieht man den Entwicklungen positiv entgegen.

Feedback der Fans hat hohes Gewicht

Im Anschluss wurde thematisiert, inwiefern Feedback und Kritik der Fans über Inhalt und Qualität eines Anime wahrgenommen und berücksichtigt werden. Tatsächlich hätte dies sehr viel Einfluss, da die meisten Anime auf einer bereits bestehenden Original-Vorlage mit bestehender Fanbase basieren. Die Meinungen dieser und natürlich auch neuer Fans seien deswegen wichtig.

Allerdings betonten die Beteiligten auch, dass man nicht mehr viel am Inhalt ändern könne, wenn der Anime bereits ausgestrahlt wird. Dennoch würden nach Abschluss die heimischen Streaming-Zahlen sowie Social-Media-Feedbacks und Followerzahlen überprüft werden. Eine andere Abteilung würde die internationalen Streaming-Zahlen von Anbietern wie Crunchyroll, Bilibili und Funimation analysieren.

Deswegen würde sich auch die bestehende Partnerschaft mit Crunchyroll mehr als auszahlen, da der Streaming-Dienst sehr ausführliche Daten für Analysen zur Verfügung stelle. Der Vergleich zwischen internationalen und heimischen Streamingzahlen würde äußerst wichtige Informationen liefern. Mittlerweile übertrifft der internationale Markt sogar öfter den heimischen Markt.

Außerdem würde Crunchyroll selbst die favorisierten Genre seiner Zuschauer analysieren. Anhand dieser Daten würden dann auch weitere Vorgehensweisen besprochen und Vorschläge neuer Anime unterbreitet werden. Als Beispiel wurden in diesem Zusammenhang »The Rising of the Shield Hero« und »So I’m a Spider, So What?« genannt, die durch eine solche Zusammenarbeit entstanden wären.

Via Anime News Network
©2021 Aneko Yusagi/KADOKAWA/Shield Hero S2 production committee

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Mana

Wenn man weiter nur nach Masse an Titeln statt nach Klasse (inkl mehr Abwechslung) geht und ebenso die jüngeren Fans wichtiger findet bzw gerade den SM Plattformen soviel Gewicht gibt (obwohl da garnicht alle Fans sind), sehe ich leider keine wirklich gute Besserung für den Markt…das ganze wird alles viel zu einseitig gewertet und betrachtet…

Natsu90

Heutzutage geht’s aber nur noch darum schnell schnell schnell schnell alles zu konsumieren und halt abrufbar zu machen. Die Arbeitsbedingungen die im Vorfeld bei den Studios verlangt wird wird auch immer extremer…. der Wegfall und die Überblähung von Crunchyroll ist auch ein Phänomen was man noch nicht ganz abschätzen kann…. ja es wird halt immer schwieriger guten qualitativen Content zu liefern. Aber den meisten ist es sowieso egal hauptsache sie können sehr billig sehr schnell und dann Hauptsache eigentlich gleich alles konsumieren. Ach ja und wenn das dann nicht geboten wird dann gibt man immer schön an mit der Piraterie damit hilft man den Leuten auch die sowieso schon am Maximum ihrer Kräfte sind. Also danke Leute die das alles so durchziehen und weiter durchziehen werden.

Kazama Richi

„Derzeit würden sehr viele Animatoren von der Anime-Branche in die Videospiel-Branche wechseln, weil sie dort besser bezahlt werden würden. Die Anime-Industrie hätte daher bereits seit langem realisiert, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen.“

Wie bitte? Wenn die eigenen Arbeitskräfte trotz täglicher Überstunden von ihrer Arbeit nicht leben können, gehen sie woanders hin, wo sie zumindest besser bezahlt werden?

Die finden ja alles raus bei Kadokawa! Alles finden die raus!

„[…] Aber erst, wenn man dazu in der Lage ist, den globalen Markt effektiv zu erweitern, könne man das gesamte Personal angemessen entlohnen. […]“

Im Grunde hat Kadokawa mit diesem gesamten Absatz einmal öffentlich zugegeben, dass sie im Grunde überhaupt kein tragfähiges Geschäftsmodell haben. Warum nicht, Richi? Nun, schlechte Bezahlung und prekäre Arbeitsbedingungen führen zu finanziellen und gesundheitlichen Problemen, welche irgendwie anderweitig aufgefangen werden müssen, ob das jetzt durch Eltern geschieht oder Sozialhilfe bzw. bei Gesundheit durch Krankenversicherungen; die Arbeitgeber sparen an den Löhnen und externalisieren dadurch Kosten, die sonst sie zu tragen hätten, auf die Solidargemeinschaft. Und ein Geschäftsmodell, das sich nur durch dauerhafte Externalisierung von Kosten trägt, ist kein tragfähiges Geschäftsmodell.

„Außerdem würde Crunchyroll selbst die favorisierten Genre seiner Zuschauer analysieren. Anhand dieser Daten würden dann auch weitere Vorgehensweisen besprochen und Vorschläge neuer Anime unterbreitet werden.“

Wenn man den Leuten überwiegend Isekai vorsetzt, konsumieren sie auch überwiegend Isekai. Die Konsequenz: Wir brauchen noch mehr Isekai! Am Ende gibt es nur noch Isekai und die Zuschauerquote liegt bei 100 %, und alle klopfen sich einmal kräftig auf die Schulter.

bere

“Wenn man den Leuten überwiegend Isekai vorsetzt, konsumieren sie auch überwiegend Isekai. Die Konsequenz: Wir brauchen noch mehr Isekai! Am Ende gibt es nur noch Isekai und die Zuschauerquote liegt bei 100 %, und alle klopfen sich einmal kräftig auf die Schulter.“

das stimmt nicht. wenn etwas einfach nicht gut genug ist für die zuschauer dann wird das einfach nicht geguckt. kadokawa tut da schon sein bestes mehr als isekai anime auf den markt zu bringen.

Kazama Richi

No shit, ich wollte nur mal erklären, wie man sich Quoten zurechtrechnen kann. Wenn es (mal rein hypothetisch gesprochen) nichts außer Isekai gäbe, wäre die Isekai-Quote unter den Zuschauern unweigerlich bei 100 %. Die absolute Zuschaueranzahl spielt da keine Rolle, selbst wenn es bloß 200 sind – wenn diese 200 Leute ausschließlich Isekai gucken können, hast du eine Quote von 100 % Isekai-Konsumenten. Solche Zahlen allein sind daher keine ausreichende Grundlage, um daraus auf die Nachfrage zu schließen und sein Angebot danach zu richten.

Ich

Hmm … vielleicht sehe ich das ja zu negativ, aber …
Also der Abschnitt Personalabwanderung klingt schon sehr nach Ausreden; frei nach dem Motto «Wir wollen ja, aber wir können nicht«. Das ist doch nur ein Vertrösten auf irgendwann.

Und der Abschnitt Fan-Feedback? Was sollen sie denn anderes sagen? Sie können schlecht sagen, dass das direkte Fan-Feedback nur von niederer Bedeutung ist. Das ist auch so eine Aussage, die für mich nur da ist um eine guten Eindruck zu machen. Wenn ich gemein wäre, würde ich das als ‘Rumschleimen’ bezeichnen. Aber das verkneife ich mir.

Alles in allem überzeugt mich das nicht so richtig. Wie gesagt, vielleicht sehe ich das zu negativ, aber so liest sich das für mich. Das kann man sicherlich auch anders sehen wie ich.

Sani

Nein nein nein! 😬
Ich empfinde es nicht als Vertrösten auf irgendwann.
Die Personalabwanderung ist Sache des fair bezahlten und angemessen Lohnes.
So denke ich es.

Und weil es so ist, können/wollen die das halt nicht (mehr)!
Oder möchten Sie keine Qualität, nur Quantität? 🥶

Ich

Die Personalabwanderung findet statt, da die Leute in der Animeindustrie nicht gut bezahlt werden und keine guten Arbeitsbedinungen herrschen. Nun ist sich anscheinend Kadokawa dieser Sache (endlich) bewusst geworden, aber tut nichts, «… da der Anime-Markt noch zu klein sei.«

Und dann kommen Aussagen wie China hat zu viele Beschränkungen und man nimmt Nordamerika ins Visier. Und erst wenn man global besser aufgestellt ist, kann man auch ordentliche Bezahlung leisten. Das ist einfach nur ein Verschieben oder – wie ich es ausgedrückt habe – ein Vertrösten in die (unbekannte) Zukunft. «Wir wollen ja, aber wir können nicht. In Zukunft wird alles besser«. Das ist für mich einfach nichtssagend und nur Bla Bla. Wenn richtige Taten folgen, dann gestehe ich der Situation Besserung zu.

Sani

Ach so 😨 Ich verstehe nun, denke ich … sorry!

Ich dachte, Sie fanden die Personalabwanderung an sich als Ausrede, und nicht die Sache mit abwarten und hoffen auf besseren globalen Markt, wie mit Nordamerika.

Natürlich, wie Sie sagen. Ich stimme Ihnen zu … peinlich😝

Guts

»Aber erst, wenn man dazu in der Lage ist, den globalen Markt effektiv zu erweitern, könne man das gesamte Personal angemessen entlohnen.«
Was ich mich dabei frage, viele Studios suchen sich immer häufiger Animatoren auf Twitter zusammen, weltweit. Wie sieht das dann mit deren Bezahlung aus, die müssten ja eigentlich teilweise deutlich mehr Geld bekommen als die japanischen Animatoren? Oder hat man da wieder eine Möglichkeit gefunden Leute auszunutzen, weil diese ja ihren Traum erfüllen und an einen Anime mitarbeiten dürfen? Mit der Masche lassen sich ja durchaus billige Arbeitskräfte finden.

»Feedback der Fans hat hohes Gewicht«
Das erklärt auch die mangelnde Abwechslung und Kreativität 😛

Toshi

»Allerdings schuf COVID-19 auch neue Möglichkeiten, da durch die Pandemie in den letzten zwei Jahren die Nachfrage und Zuschauerzahlen explodiert wären. Insbesondere Streaming-Dienste hätten nun einen gewaltigen Einfluss, da allein in Japan die Hälfte der Zuschauer von TV-Ausstrahlungen zum Streaming gewechselt wären. Das läge vor allem an der jüngeren Smartphone-Generation.«

wird wohl viel von der jüngeren generation genutzt, aber ich denke das die ganze »rlt2-generation-von-früher« mehr als genug streaming nutzten wenn halt auch nicht immer alles legal.
abgesehn da von teilen sich vielleicht auch manche ein account (kp wie das im anime bereich geregelt ist).

Quantität vor Qualität ist ja schon gefühlt fast die letzten 15-20 jahre stark vertretten, so lange die leute aber den müll konsumieren wirds halt weiter so laufen, wenn jeder von kp 40-50 anime wirklich nur die »guten« gucken was sagen wir im besten fall 5-10 stück in einem guten jahr sein kann würde das schon ein gewisses signal senden.