Wie entsteht ein Anime? Teil 3: Feinschliff und Vertonung

Nach »Teil 2: Konzept und Animation« ist die Animation einer Episode abgeschlossen. Es folgen letzte Anpassungen und natürlich die Vertonung, worum es nun in »Teil 3: Feinschliff und Vertonung« geht.

Vertonung des Anime

Wir befinden uns nun in der sogenannten Post-Production-Phase einer Anime-Episode, in der zunächst die Vertonung der Episode stattfindet, ehe diese dann final digital bearbeitet wird.

Hauptverantwortlich für die Synchronisation der Filmspur ist der Sound Director. Er sorgt dafür, dass die Synchronsprecher das Beste aus sich herausholen und Kampfszenen oder Dialoge der Charaktere so klingen, dass sie noch lange Zeit im Gedächtnis der Fans hängenbleiben.

Wie wir bereits in früheren Artikeln erklärt haben, herrscht im Business der Synchronsprecher großer Wettbewerb. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bedeutende Projekte meist an erfahrene und bereits berühmte Sprecher vergeben werden, um den Erfolg zu garantieren. Das lässt aber keinen Raum für neue Stars und dementsprechend gab es in den letzten Jahren auch kaum neue Debüts.

Aber Anime erhalten nicht nur durch Ihre Synchronsprecher Legendenstatus. Auch die Soundeffekte, Musik oder die Original Soundtracks spielen eine wichtige Rolle für die Atmosphäre einer Kampfszene oder eines Dialogs. Insbesondere »Unravel« aus »Tokyo Ghoul« oder »Sparkle« aus »Your Name.« haben in diesem Zusammenhang bei der Anime-Community nachhaltig Eindruck hinterlassen.

Digitaler Feinschliff und grünes Licht

Sobald die Tonspur über die Episode gelegt wurde, beginnen schließlich die letzten Feinjustierungen. Dazu gehören unter anderem die Überarbeitung einiger Keyframes, das Abändern von Dialogen oder schlichtweg das Hinzufügen weiterer Spezialeffekte, um Szenen eindrucksvoller zu gestalten.

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Im Anschluss daran wird die Filmspur zurechtgeschnitten, sodass die Laufzeit der Episode mit dem entsprechenden Sendeplatz übereinstimmt. Außerdem wird an einer geeigneten Stelle ein weiterer Schnitt für einen Werbeblock vollzogen.

Als finalen Schritt wird sich nun Titeln und wenn erforderlich Bildunterschriften zugewandt und diese in die Videospur eingefügt. Als Abschluss werden die Credits erstellt, um dem beteiligten Team zu danken, dass so hart für die jeweilige Episode gearbeitet hat.

Eine Episode ist nun abgeschlossen und die letzte Entscheidung hierzu haben nun der Herausgeber, der Produzent und der Regisseur, die sich die fertiggestellte Episode anschauen. Sie entscheiden also letztendlich, ob die Episode auf Sendung gehen kann oder ob nochmals nachgearbeitet werden muss. Es ist nicht unüblich, dass ein TV-Sender die Episode erst wenige Stunden vor Ausstrahlung erhält.

Deadline oft Wettlauf gegen die Zeit

Spätestens bei dieser Sichtung durch Herausgeber, Produzent und Regisseur sollte dann also ein Veto kommen, wenn man keine »Seven Deadly Sins«-Frame-Memes oder ähnliches auf der eigenen Website oder dem Twitter-Account finden will. Manchmal kommt es aber aufgrund eines vollen Zeitplans oder Unterbesetzung des Studios dazu, dass derart merkwürdige In-Between Frames auftauchen.

Anderenfalls könnte eben die Deadline nicht eingehalten werden und es kommt zur Verschiebung der Ausstrahlung. Oder es wird kurzfristig eine Recap-Episode, deren Erstellung meist nur wenige Stunden in Anspruch nimmt, anstelle der eigentlichen Episode ausgestrahlt. Unvorhergesehene Recap-Folgen sind oft ein Indiz dafür, dass es im Anime-Studio gerade drunter und drüber geht.

Die Teile 1 bis 3 unserer Anime-Reihe behandelten die aufwendigen Produktionsschritte einer einzelnen Episode und müssen je nach Episodenzahl einer Staffel dementsprechend wiederholt werden. Sofern keine globalen Pandemien oder andere Zwischenfälle aufkommen, nimmt die Produktion eines One-Cour-Anime (10-13 Episoden) etwa drei bis zwölf Monate in Anspruch.

Im nächsten Teil listen wir euch die ungefähren Produktionskosten auf und präsentieren auch die Budgets einiger Anime als Vergleich. Das alles gibt es in »Teil 4: Kosten bis zur Ausstrahlung«.

© Shirobako Project
©劇場版「SHIROBAKO」製作委員会

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1 Kommentar zu "Wie entsteht ein Anime? Teil 3: Feinschliff und Vertonung"

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Auch ein toller Teil. Interessant finde ich die relativ große Spanne der Produktionszeit von 3 bis 12 Monaten bei einem Cour. Da müssen in der Produktion ja große Unterschiede bestehen.