Wie entsteht ein Anime? Teil 1: Idee und Planung

In unserer insgesamt fünfteiligen »Wie entsteht ein Anime?«-Reihe werden wir euch in den nächsten Tagen die Entstehung eines Anime näherbringen – schaut also regelmäßig vorbei, um mehr über unser Lieblingsmedium Anime zu lernen. Los geht es mit »Teil 1: Idee und Planung«.

Die Idee

Wie bereits der Titel verraten hat, startet jedes Anime-Projekt mit einer Idee. Grundsätzlich gibt es nur zwei Wege, wie ein solches Projekt entsteht. Entweder basiert der künftige Anime auf Grundlage einer Originalstory oder dieser folgt einer bereits bestehenden Manga- oder Light-Novel-Vorlage.

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Im ersten Fall hat ein Regisseur oder Animator eine ganz neue Idee einer Originalstory und tritt damit persönlich an ein Animationsstudio heran. Sollte das Studio die Idee für gut befinden, so fragen sie bei Produktionsfirmen an, da ein Studio allein die Kosten für einen Anime nicht tragen kann. Sollten sich keine Interessenten finden, so wird das Projekt eingestampft oder über Crowdfundings finanziert.

Im zweiten Fall sind es Produktionsfirmen selbst, die den ersten Schritt machen. Sie sehen Potenzial in einem Manga oder einer Light Novel und holen sich die Erlaubnis des Autors, sein Werk zu animieren. Erst im Anschluss daran wird ein Animationsstudio mit einbezogen. Dieses Vorgehen birgt natürlich ein geringeres Risiko, weil der Manga oder die Light Novel bereits eine gewisse Fanbase haben.

Das Produktionskomitee

In der Anime-Industrie ist es üblich, dass sogenannte Produktionskomitees gebildet werden. Sollten mehrere Produktionsfirmen an einem Titel interessiert sein, so schließen sie sich für die Produktion desgleichen zusammen. In der Regel handelt es sich dabei um Spielzeughersteller, Video-Vertriebe oder TV-Stationen. Bekannte Produktionsfirmen sind etwa Aniplex, Production I.G und KADOKAWA.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die anfallenden Kosten für die Produktion des Anime aufgeteilt werden können. Wie jeder Hollywood-Film auch, schreibt ein Anime erst einmal rote Zahlen, die man im Anschluss wieder einspielen muss. Im Falle von Anime ist es allerdings keine Seltenheit, dass das auch mal Jahre in Anspruch nimmt. Diesem Thema widmen wir uns aber erst in Teil 4 unserer Reihe.

Wer das noch nicht wusste und sich genauer dafür interessiert, der kann gerne seine Lieblingsanime auf den bekannten Anime-Datenbanken MyAnimeList und AniList oder in diesem Google-Spreadsheet heraussuchen und in den dortigen Informationen die aufgeführten Produktionsfirmen nachlesen. Ist es nur eine oder sind es mehrere? In letzterem Fall handelt es sich folglich um ein Komitee.

Das Personal wird zusammengestellt

Nachdem sich das Produktionskomitee gegründet hat, ist dieses auch federführend in der folgenden Produktion und trifft sich regelmäßig, um den weiteren Ablauf zu besprechen. In Absprache mit dem Animationsstudio stellen sie das Personal für die Produktion des Anime zusammen. Hierbei kann es sich um Mitarbeiter des Studios oder aber freie Angestellte handeln.

Im Folgenden möchten wir euch eine kurze Übersicht der verschiedenen Positionen inklusive einer kurzen Tätigkeitsbeschreibung innerhalb der Anime-Produktion vermitteln.

  • Herausgeber: Das ist der Urheber der Idee. Also entweder der Autor einer Light Novel, eines Manga oder der Schöpfer der Originalstory. Er ist verantwortlich für die Dialoge und die generelle Handlung. Er hat ein Team aus Schreibern und überwacht diese als Skript-Supervisor.
  • Produzent: Der Produzent hat einen großen Einfluss auf das Projekt und arbeitet direkt mit einer Produktionsfirma zusammen. Er ist es, der die Werke aussucht, die für ihn das Potential für einen erfolgreichen Anime hätten. Im Anschluss ist er für die Finanzen und die Vermarktung zuständig.
  • Regisseur: Der Begriff sollte klar sein. Er ist quasi der Boss und überwacht das gesamte Projekt. Er ist verantwortlich für das Storyboard und hat das letzte Wort in jeder Episode.
  • Episoden-Regisseur: Dieser ist für eine bestimmte Episode zuständig und arbeitet mit dem Regisseur zusammen. Wenn der Regisseur der Endboss ist, dann ist er ein Zwischenboss.
  • Konzeptleiter: Ihn kann man sich als Kameramann eines Anime vorstellen. Er positioniert die Charaktere in den Hintergrund und liefert Entwürfe, wie eine Szene aussehen sollte.
  • Kreativleiter: Der Kreativleiter ist für die Hintergründe und das Setting in einem Anime zuständig. Zusammen mit Hintergrund-Künstlern arbeitet er stetig an Belichtung, Schatten, Farbenspiel und dem Wetter. Seine Wichtigkeit haben wir vor allem in den Filmen von Makoto Shinkai erfahren.
  • Konzeptdesigner: Ihm haben wir unter anderem unsere hübschen Waifus zu verdanken. Er ist zuständig für das Charakterdesign, aber auch für viele andere Bereiche wie Tiere oder der Szenerie. Handelt es sich um einen Fantasy-Anime, so muss er auch die verschiedensten Monster oder Magiewesen erschaffen, was im Falle von Light Novels eine hohe eigene Kreativität abverlangt.

  • Animationsleiter: Er ist der hochrangigste Animator im gesamten Projekt und hat somit die größte Verantwortung. Er muss Probleme in der Konsistenz, der Qualität und der Schlüsselbildanimation finden und beseitigen. Er ist schuld, wenn etwas schiefgeht und sein Job ist somit sehr aufreibend.
  • Schlüsselbildanimator: Wie der Name sagt, ist dieser für die Schlüsselbildanimation und somit für die Posen, Bewegungen und Emotionen der Charaktere zuständig. Dementsprechend zeichnet er qualitativ hochwertig und detailliert. Actionreiche Episoden können mehr Schlüsselbildanimatoren als dialoglastige Folgen erfordern.
  • In-Between Animatoren: Auch wenn sie eine sehr wichtige Aufgabe haben, so ist diese unbeliebt und auch schlecht bezahlt. Damit eine Animation flüssig abläuft, benötigt es mehrere Frames, also Bilder, pro Sekunde. Im Durchschnitt haben Bewegungen in Anime etwa 12 Frames pro Sekunde, was in einer gesamten Episode also über 15.000 Zeichnungen entspräche. Realistisch sind aber im Durchschnitt 5.000, da es auch mal statische Dialoge gibt. Da ein Schlüsselbildanimator nur 2-3 Bilder pro Frame vorlegt, kommen hier dann die In-Between Animatoren ins Spiel.
  • Farbkünstler: Ihre Aufgabe ist es, all die Bilder der Schlüsselbild- und In-Between-Animatoren mit Farbe zu versehen. Das ist heutzutage mit Computerprogrammen und wenig Aufwand möglich.
  • Sound Director: Er kümmert sich um Sound, Musik und auch die Synchronisation, damit das »ara~ ara~« und »Onii-Chan« wie Musik in unseren Ohren klingt.

Das Produktionskomitee hat sich gefunden und ein Staff aus Mitarbeitern wurde zusammengestellt. Nun kann die Produktion also losgehen. Wie? Das erfahrt ihr in »Teil 2: Konzept und Animation«.

© Shirobako Project

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5 Kommentare
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Shinigami

Schöner Artikel, einfach mal ein großes lob da lassen 🙂

Robin

Das heißt, wenn ich mit meiner Fanfiction zu einem Animationsstudio gehe, dann könnte daraus ein Anime werden?

Wand

Wenn du die Kohle hast die komplette Produktion und Marketing selbst zu finanzieren, dann ja.

Ich

Schöne Artikelidee! Ich freue mich schon auf die anderen Teile!

Ach, und an die ganzen Waifu-Fraktionene: Ihr wisst nun zu wem ihr beten müsst: dem/der Konzeptdesigner/in. Das ist der Gott respektive die Göttin der Waifus.

Chrissels

Herzlichen Dank für den Einblick in die Struktur einer Anime Produktion.

Solche Artikel sind Gold wert. Lehrreich und bündig erklärt.

Ich werde mir natürlich auch die weiteren Parts durchlesen 🙂