Japan: Schüler werden oft zu Klubaktivitäten gezwungen

Wir alle haben schon mal von den verschiedenen freiwilligen Klubaktivitäten an japanischen Schulen gehört, wo sich Schüler nach dem Unterricht nochmals sportlich oder kulturell beschäftigen können. Doch diese sind oftmals gar nicht so freiwillig, wie sie eigentlich sein sollten.

Verpflichtende Klubaktivitäten

Egal ob Kendo, Baseball, Kalligraphie oder einfach nur der Kunstklub. An japanischen Schulen ist die Auswahl an Klubaktivitäten, auch »Bukatsu« genannt, mehr als vielfältig und die Schüler können nach Lust und Laune jeden Tag – auch am Samstagvormittag – ihren Klub besuchen.

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Zumindest sollte es laut den Richtlinien des Bildungsministeriums den Schülern in Japan freistehen, wann und wie oft sie ihren Klub besuchen oder ob sie überhaupt einem beitreten wollen. Aufgrund mehrerer Bedenken (u. a. einer Petition mit etwa 9.000 Unterschriften) veranlasste die »Japan Youth Conference« eine Überprüfung an mehreren japanischen Schulen.

Das Ergebnis wurde in einer offiziellen Pressemitteilung bekannt gegeben und schlug hohe Wellen. An einer Vielzahl von Schulen wäre es demnach üblich, dass Lehrer die Schüler auffordern würden, einem Klub beizutreten und diesen auch regelmäßig – meist täglich – für einige Stunden zu besuchen. Neben den üblichen Hausaufgaben hätten die Kinder in der Folge auch kaum Freizeit für sich.

Recht auf freie Selbstbestimmung

Einige Schüler äußerten sich im Rahmen der Bekanntgabe sowohl über den Druck der Mitgliedschaft im Klub als auch des Klubbesuchs an sich:

  • »Selbst wenn man wollte, könnte man nicht aus dem Klub austreten, da man danach wie ein Aussätziger behandelt wird und der psychische Druck zu groß wäre.«
  • »Es ist Samstagmorgen und ich möchte einfach nur schlafen. Zum Glück sieht man mich unter meinem Kendo-Helm nicht gähnen.«

In diesem Zusammenhang forderte die »Japan Youth Conference« das japanische Bildungsministerium auf, eine landesweite Umfrage mit Schülern durchzuführen, um so mehr Daten zum Status quo zu sammeln. Ferner sollte es jederzeit möglich sein, aus einem Klub auszutreten und die Lehrer sollen ihre Schüler nicht dazu zwingen. Jeder hat ein Recht auf die freie Selbstbestimmung.

Die »Japan Youth Conference« wurde im Jahre 2015 gegründet und setzt sich seither dafür ein, dass die Ansichten japanischer Heranwachsender bei der Regierung Gehör finden.

Via Yahoo! Japan, Japan Youth Conference
© Honobu Yonezawa, Kyoto Animation

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Kommentare

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17 Kommentare und Antworten zu "Japan: Schüler werden oft zu Klubaktivitäten gezwungen"

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Staarbreeze
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Staarbreeze

Hier bin ich zwiegespalten. Lehrer sollten nicht Schüler auffordern einen Klub beizutreten und genauso wenig sollten Schüler Samstags Klubaktivitäten wahrnehmen. Ich finde, wenn man einen Klub beitritt, sollte man auch minimal 2 Tage die Woche dort sein. Dennoch finde ich solche Klubaktivitäten deutlich besser, als es bei uns so läuft, das wenn die Schule zu ende ist, sich die meisten sofort auf dem Heimweg machen und sich dann vor die Konsole oder den PC hinklatschen. Da finde ich es deutlich besser in Japan, wie sie es dort mit den Klubs regeln.

Staarbreeze
Gast
Staarbreeze

PS.: Das sagt einer es tat.

DrShounen
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DrShounen

Japan hat ein gesellschaftliche Druck, alles was vom Norm abweicht wird nicht akzeptiert oder gemobbt bzw. stigmatisiert. Man stempelt die als Versager ein. ich finde die westliche Gesellschaft hundert Mal besser als die von Japan (komme aus ähnliche Kultur), lass dich nicht von Anime manipulieren. Deswegen gibt es dort viele NEET, weil sie den Druck der Gesellschaft nicht überstehen.

VHSkassette
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VHSkassette

Das sollte man eher 50:50 betrachten, nicht alles hier im Westen ist besser, manches ist sogar schlechter… Beides hat seine vor und Nachteile.

Philipp Eller
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Philipp Eller

Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe nichts gegen Japaner, aber jeder hat ein Recht auf Selbstbestimmung. Und das scheint in Japan noch nicht angekommen zu sein. Jeder soll so leben wie er möchte. Jeder soll bleiben, wie er ist oder werden was er sein möchte.

Toshi
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Toshi

zwang ist nie wirklich gut, nehmen wir mal allgemein sport manche wollen vielleicht nach der schule sich einfach ausruhn, mit freunden was unternehmen oder einfach anderen hobbys nach gehn, wenn sie aber dann was jahre lang machen wo sie eig kein bock haben werden sie das im erwachsenen alter vielleicht eher diese dinge hassen.

so was kann weitere auswirkungen haben, so was wie das ich mein kind später etwas verbiete was ich auf grund früher erfahrung abgrundtief hassen gelernt habe oder da vor angst habe.

ich finde es auch gut wenn man kindern und jugendlichen die möglichkeit gibt verschiedenes einfach auszuprobieren, aber irgendwie muss da auch ne grenze gezogen werden, ja vielleicht hocken die dann halt mehr zuhause rum, später werden die eh durch ihre arbeit versklavt und hocken da 24/7 rum, vielleicht nutzen auch ein paar ihre zeit einfach dafür das sie das machen worauf sie lust haben und nicht das was grad das vernünftigste ist.

Staarbreeze
Gast
Staarbreeze

Dein letzter Abschnitt ist dabei schon das größte Problem bei uns. Wenn Kinder auf etwas Lust haben, (zum Bsp.: Musik oder Sport) bezahlt das nicht die Schule. Ein Schüler kann unglaubliches Talent haben beim Musik spielen und liebt es auch. Aber wenn die Eltern sagen, das sie nicht das nötige Kleingeld haben, um ihn darin weiter zu fördern, dann steht er dumm da.

Und genau da finde ich es doch besser wie es in Japan geregelt ist. Ich bin jetzt nicht ganz sicher, wie genau sie es dort regeln wenn es um geldtechnische Ausrüstung steht für die Klubs oder ob sie einfach die Geräte nutzen, die schon da sind, doch glaube ich das man auch etwas mehr mit den Lehrern verhandeln kann. Das kannste hier – wo die meisten Schulen geldtechnisch aus dem letzten Loch pfeifen und extremsten Sanierungsbedarf haben – komplett vergessen.

Jon1311
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Jon1311

Auch hier in Deutschland könnte jedes Kind z.B Musikunterricht haben wenn es das möchte, bei Familien mit geringen Einkommen gibt es neben dem Kindergeld auch die Möglichkeit zusätzliche Leistungen für das Kind zubeantragen. Ansich finde ich die Clubs auch gut in Japan, da die Schulen auch mehr Möglichkeiten bieten, jedoch werden zusehr die Erwartungen der Erwachsenen auf die Kinder übertragen.

Veoh
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Veoh

Ich würde grundsätzlich beim »Go Home« Club beitreten xD

Wenn nix irgendwie mit Kampfkunst oder so dabei ist, hab ich zu hause Mein PC als Club

Drizzt
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Drizzt

dann gründe doch einen pc club XD wenn mindest 5 leute zusammen bekommst XD. gut dann müsst aber auch beweisen, auch schwierige dinge zu meisern XD

Ich
Gast
Ich

Grundsätzlich finde ich die Idee dieser Clubaktivitäten nicht schlecht. ABER das zwangsweise machen zu müssen, halte ich für Quatsch. Da kommt nichts ordentliches bei rum. Jemanden zu zwingen etwas freiwillig zu machen ist ja schon ein Widerspruch in sich. Das bringt ja auch im Rahmen dieser Clubaktivitäten nicht viel, wenn da jemand sitzt, der überhaupt gar keine Lust auf sowas hat. Es scheint mir besser zu sein, wenn da wirklich jemand aus freiem Antrieb dran teilnimmt; ohne Zwang oder Druck. Dann steht da ja schließlich auch die eigene Motivation hinter.

Drizzt
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Drizzt

ich wünsche in deutschland wäre das so umgesetzt mit clubs, das aber es trotzdem freiwillig ist.
dann würden die schüler deutlich mehr in der schule sein, nur das kann echt vergessen

alterfalter
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alterfalter

Ich finde es ja Grundsätzlich gut wenn Schulen Clubaktivitäten anbieten, in meiner Schulzeit hieß das AGs, doch darf das nicht zu einem faktischen Zwang werden.

In Ostasien ist es aber wohl allgemein ein Problem das Schüler ganz schön getriezt werden, hörte man vor allem aus Japan, Taiwan, Südkorea und China. Nicht umsonst kommen von der her der berühmt berüchtigten Tigermütter, welche ihre Kinder nach der Schule von Aktivität zu Aktivität schleifen und dann noch zur Nachhilfe schicken.

Das Schulen und Lehrer dann selbst einen solchen Leistungsdruck noch zusätzlich erzeugen, ist dann irgendwie klar. Lustigerweise nutzt das auch nicht viel. Eigentlich sollte man denken das dann die Top-Unis in Ostasien liegen würden, doch sind nur 2 unter den TOP-20 vertreten, eine aus Singapur und eine aus China.

Also macht man den Schülern Stress ohne das es sich später dahingehend auszahlt das sie international die Überflieger sind. Was bleibt sind eine kaputte Kindheit und hohe Selbstmordraten.

Das Waltzerchen
Gast
Das Waltzerchen

Und genau diese »AGs« waren bei mir Zwang. Hatte mich damals einfach für keine AG eingeschrieben, weil ich keine Lust darauf hatte. Ende vom Lied war, dass ich in eine »zwangsgesetzt« wurde, wo noch Platz war. Nach einem Nachmittag war ich einfach nicht mehr hingegangen. Dafür gab es auf dem Zeugnis eine schöne Bemerkung 🙂

Natsu90
Gast
Natsu90

Ich kann mich an sowas auch noch gut erinnern ich war in einer Basketball AG🙂 ich finde es schon gut wenn Kinder im Grundschulalter so an gewisse Nachmittagsaktivitäten herangeführt werden. Besonders in Zeiten wenn beide Elternteile( ein Elternteil halt noch arbeitet) ja gut sowas wird ja in Nachmittagsbetreuungen heute auch integriert mit Mittagessen Hausaufgabenhilfe und halt hoffentlich noch einer guten AG🤔

Weil es gibt nichts schlimmeres wenn man Kinder sich selbst überlässt am Nachmittag. Bei manchen funktioniert das gut aber bei der Mehrzahl eben nicht. Und wenn man in dieser Zeit halt bei einem Kind vielleicht eine Begeisterung weckt für ein Hobby hat man etwas richtig gemacht auch wenn es nachher ins Jugendalter kommt.

iScyen
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iScyen

Der arme 8man wurde von seiner Lehrerin auch zum Helferclub gezwungen😂

Drizzt
Gast
Drizzt

in einigen animes kam es vor das die lehrer die dazu aufgefordert hatten
das sie aber täglich ausgeführt werden dachte ernsthaft das anime nur so übertrieben