Achtung: Die Aussagen in dieser Rezension reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht die von Anime2You und seiner Partner.
Am 1. April 2018 veröffentlichte Chinabooks die ersten drei Bände der Slice-of-Life-Reihe »Der freie Vogel fliegt« (Dianjiao zhangwang) von Jidi (Szenaristin) und Ageng (Zeichnungen). Wir durften einen Blick in die semi-autobiographische Geschichte werfen. Ob uns das gemeinsame Werk von Jidi und Ageng, die in China wichtigsten Comic-Künstlerinnen ihrer Generation, überzeugen konnte, erfahrt ihr in unserer Review.
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| Jahr: | China, 2018 |
| Genre: | Slice of Life |
| Publisher: | Chinabooks |
| Szenario und Texte: | Jidi |
| Zeichnungen: | Ageng |
| Bände: | 06 (abgeschlossen) |
der freie vogel fliegt
Das Mädchen Lin Xiaolu besucht in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in der westchinesischen Stadt Chengdu eine Mittelschule mit Schwerpunkt Kunst und Gestaltung. Während ihrer Grundschulzeit war sie von ihrem Vater und ihrer Klassenlehrerin zum »Taugenichts« abgestempelt worden, weil sie astronomisch schlecht in der Schule war und lieber zeichnete als zu lernen.
Dem Augenschein nach wirkt sie etwas autistisch veranlagt, hinter ihrem ausdrucklosen Gesicht mit nicht zu deutender Miene verbergen sich jedoch eine reiche innere Gedankenwelt und eine Seele voller Imagination und Einbildungskraft. Sie fürchtet sich vor dem Umgang mit anderen allzu lebendigen Mitgliedern der menschlichen Spezies und sie hat panische Angst davor, ins Blickfeld anderer Menschen zu geraten und sich vor ihnen blosszustellen. Aber dennoch interessiert sie sich lebhaft für die Schicksale anderer Menschen.
In ihrer Phantasie gibt es einen Schutzgeist, der sich im Verborgenen um den Kummer der Menschen rundherum annimmt und deren Probleme im Stillen löst. Als sie klein war schwärmte sie für Saint Seiya, ein Held aus einem Manga, jetzt schwärmt sie für einen Jungen namens Han Che. Doch selbst wenn morgen der Weltuntergang bevorstünde, so würde sie doch niemals ihre Gefühle gegenüber Han Che offenbaren…
veröffentlichung
»Der freie Vogel fliegt« erscheint bei Chinabooks im Großformat 19 x 26 cm als Softcover. Die Bände eins bis drei umfassen jeweils 310 Seiten – komplett in Farbe – und beinhalten die Kapitel 1 bis 22. Am Ende werden jeweils Nachworte der beiden Schöpferinnen geboten. Der Manhua ist hierzulande Zweisprachig (deutsch/chinesisch) erhältlich. Chinabooks versieht die gesamte Reihe mit einer Leseempfehlung ab 14 Jahren.
>> Hier gelangt ihr zur Leseprobe von »Der freie Vogel fliegt«
fazit
Wow – einfach nur wow. Bei »Der freie Vogel fliegt« handelt es sich um eine semi-autobiographische Geschichte, die in den 90er Jahren in der westchinesischen Stadt Chengdu spielt. Wir begleiten die junge Lin Xiaolu bei ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Dabei erhalten wir Einblicke in die Kultur sowie die Prioritäten zur damaligen Zeit.
Jidi und Ageng nehmen den Leser auf eine emotionale Reise mit. Der erste Band fokussiert sich schwerpunktmäßig auf Lin Xiaolu. Ihre Art und Weise, ihre Familienverhältnisse und vieles mehr werden durchleuchtet. Durch schicksalshafte Ereignisse verändert sich ihr Alltag Stück für Stück.
Die restlichen beiden Bände thematisieren vielmehr das Umfeld von Lin Xiaolu. Neben der Protagonistin der Reihe erhalten dadurch ebenfalls die Nebenrollen bedeutend an Tiefe. Die familiären Verhältnisse, der Druck aus der Gesellschaft sowie weitere ernste Thematiken (Mobbing, massiver Schuldruck, Scheidung, Suizid uvm.) werden realistisch angegangen.
Das Fantasy-Element nimmt aus meiner Sicht von Band zu Band ab. Die Welt von Protagonistin Lin Xiaolu erweitert sich, wodurch sich ihre Flucht in die Phantasiewelt reduziert. Ernste Themen bestimmen den Alltag, aber auch sanfte und amüsante Momente sind gegeben.
»Der freie Vogel fliegt« spricht eine Vielzahl an Emotionen an. Zeichnerisch auf einem sehr hohen Niveau, lassen sich sämtliche Panels von Ageng bewundern. Mit einer großen Farbpalette wird ein zeichnerisch atemberaubendes Werk geboten. Die Reihe besitzt viele Dialoge – vielmehr lebt sie davon. Neben den Gesprächen der Charaktere, wird stets die gegenwärtige wie auch zukünftige Lage durch eine Art Erzähler wiedergegeben. Ziemlich beeindruckend umgesetzt.
Wie war damals wohl das Erwachsenwerden in China, besonders in der westchinesischen Stadt Chengdu, und welche Gedanken trieben sich in den Köpfen der jungen Leute rum? Dieser Manhua liefert einen wirklichkeitsnahen Einblick.
Dianjiao zhangwang, Volume 1. © 2018 寂地 Jidi, 阿梗 Ageng
© 2018 by Chinabooks E. Wolf
Aus dem Chinesischen von Martina Hasse
