Interview mit Tatsuya Miki – Animator von »Attack on Titan«

Im Rahmen des Anime Festival Freiburg hatten wir die Gelegenheit mit dem japanischen Animator Tatsuya Miki zu sprechen. Dieser hat unter anderem an der dritten Staffel von »Attack on Titan«, »Weathering With You«, »My Hero Academia« und »One Piece« mitgearbeitet.

In unserem Interview erzählt er über seine Arbeit als Animator und die Arbeitsverhältnisse in Japan.

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Interview mit Tatsuya Miki

Maximilian Gottselig, Anime2You: Guten Tag, Miki-san. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, um dieses Interview mit uns zu führen. Könnten Sie vielleicht ein bisschen von sich selbst erzählen? Zum Beispiel wie lange Sie bereits in der Branche tätig sind und an welchen Anime Sie beteiligt waren? Wie kam es dazu, dass Sie Freelancer sind?

Tatsuya Miki: Ich bin seit 2009 in der Branche tätig. Das ist inzwischen also mein elftes Jahr. Ich habe bereits an vielen Anime mitgewirkt. Als Beispiele kann ich »Naruto«, »Attack on Titan«, »Ghost in the Shell« und »Cutie Honey« nennen. Im Grunde sind die meisten Animatoren Freelancer, selbst wenn sie bei einem Studio arbeiten. Sie sind dort meistens als Selbstständige tätig.

In Ihrer Laufbahn haben Sie bereits an einigen Werken mitgewirkt. Haben Sie unter diesen einen besonderen Favoriten und weshalb?

»Dragon Crisis«. Der Anime ist zwar nicht wirklich bekannt, aber war mein erstes Werk, an dem ich mitwirken durfte. Deshalb ist mir »Dragon Crisis« besonders in Erinnerung geblieben.

Können Sie uns sagen, aus wie viele Szenen eine normale Anime-Episode (~20 Minuten ohne Opening und Ending) besteht und wie lange Sie im Schnitt für eine Szene brauchen?

Das ist sehr unterschiedlich. Mindestens aber 5.000 Bilder bei 20 Minuten. Viel wird es erst ab 10.000 Bildern. Als Beispiel: Eine Episode von »Fate/Apocrypha« besteht aus rund 20.000 Bildern. Eine Szene besitzt dabei ungefähr 350 bis 400 Bilder. Je nach Zeitdruck unterscheidet sich die benötigte Zeit. Pro Tag zeichne ich aber mindestens 20 Bilder bis maximal 100 Bilder. Auch bei den Szenen unterscheidet es sich je nach Inhalt. Es kann durchaus sein, dass eine Szene aus einem Bild oder aus mehreren Bildern besteht. Bei mir ist es so, dass ich pro Bild ungefähr 20 bis 30 Minuten brauche. Das unterscheidet sich aber auch. Mal dauert es nur 10 Minuten, mal auch bis zu 50 Minuten.

Gibt es Werke, die Sie gerne mal animieren möchten oder an denen Sie gerne beteiligt wären?

Meistens bekomme ich Aufträge für actionreiche Szenen. Ich würde aber auch gerne dramatische Szenen zeichnen.

Wie viele Menschen wirken an der Produktion eines Anime im Durchschnitt mit? Werden Sie als Freelancer dabei mit konkreten Episoden beauftragt oder sind Sie eher ein »Ersatz«, wenn es mal zeitlich knapp wird?

Das ist auch sehr unterschiedlich. Konkret kann ich dazu nichts sagen. Aber allein an Animatoren sitzen an einer Episode etwa 20 bis 30 Personen. Je nach Komplexität gibt es aber auch Animationsdirektoren, die die Arbeit korrigieren. Davon gibt es meistens 2 bis 3 Stück. Bei ganz komplizierten Werken können bis zu 30 Animationsdirektoren zum Einsatz kommen.

Teilweise werde ich direkt beauftragt, aber es kann durchaus vorkommen, dass ich eher als »Ersatz« herhalten muss. In Japan gibt es in diesem Bereich durchaus Mangel an Fachpersonal. So muss man auch mal in anderen Studios aushelfen. Zur Verdeutlichung: Wenn ich einen Arbeitsauftrag bekomme, ist es egal, ob es für einen Film oder eine Episode ist. Ich schaue mir an, was ich bei den verschiedenen Aufträgen zu tun habe. Diese bekomme ich teils auch von anderen Animatoren oder Bekannten in der Branche. Gerade arbeite ich beispielsweise an einem Film aus dem »Fate/Grand Order«-Universum mit.

Wie muss man sich den Tagesablauf eines Animators vorstellen? Haben Sie feste Routinen?

Ich zeichne eigentlich immer, so weit es geht. Pause ist für mich, wenn ich essen oder schlafen muss. Meine Schlafzeit ist dabei auch sehr unterschiedlich. Mal schlafe ich nur kurz und zeichne weiter, mal lang.

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Schaffen Sie es zeitlich überhaupt, Hobbys oder ähnliches zu haben?

Meine Arbeit ist mein Hobby, so gesehen habe ich also gar kein richtiges Hobby mehr. Während ich zeichne, schaue ich jedoch oft nebenbei Filme. Mindestens 1.200 Filme pro Jahr, aber wenn ich merke, dass ich eine Pause brauche, treffe ich mich mit Freunden oder mache Tagesausflüge.

Haben Sie bestimmte Pläne oder Wünsche für die Zukunft?

Meine jetzige Arbeit macht mir schon Spaß. Ich helfe auch oft anderen Kollegen. Wenn ich jedoch etwas als Wunsch nennen dürfte, dann wäre es, dass ich gerne einmal im Ausland arbeiten möchte.

Welches Werk ist Ihnen am schwersten gefallen beziehungsweise wo lagen die Schwierigkeiten?

Das schwierigstes Werk war bisher »Weathering With You«, weil ich dort die Innenausstattung und den Rahmen eines Polizeiautos zeichnen musste, was sehr speziell und sehr schwer war. Meine Szene handelte von einer Person, die festgenommen und zur Polizei geführt wurde.

Gibt es ein Animationsstudio, mit dem Sie besonders gerne zusammenarbeiten?

Der Name des Studios spielt für mich keine Rolle. Wenn ich arbeite, dann bedeutet das meistens, dass ich mit jemanden, der dort arbeitet, befreundet bin. Ich kann zwar kein Studio nennen, aber ich bekam gerade eine Anfrage, um mit Norio Matsumoto-san zu arbeiten und dies würde mich sehr interessieren.

Soweit wir wissen, ist dies Ihr erster Besuch in Deutschland. Gab es Dinge, die Sie hier unbedingt ausprobieren wollten? Welchen Eindruck haben Sie bisher von Deutschland?

Es ist schwer zu wissen, was ich ausprobieren möchte, wenn ich gar nicht so richtig weiß, was es in Deutschland alles gibt. Ich mag jedoch die Städte und konnte so einige Eindrücke aus Deutschland mitnehmen, die sehr interessant waren. Wenn ich hier alleine etwas spazieren war, war ich schon ein wenig aufgeregt. Hier gab es kleine Bäche, die ich gerne gesehen habe.

Vielen Dank für das Interview, Miki-san. Gibt es zum Abschluss noch etwas, was Sie den deutschen Fans mitteilen wollen?

Ich werde mich bemühen, auch weiterhin gute Arbeit zu leisten. Hier auf dem Festival gab es sehr viele deutsche Fans und ich wünsche allen weiterhin viel Spaß mit Anime.

Titelbild: ©Hajime Isayama, Kodansha/ATTACK ON TITAN Production Committee. All Rights Reserved

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Kommentare

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6 Kommentare und Antworten zu "Interview mit Tatsuya Miki – Animator von »Attack on Titan«"

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KuroKenshin
Gast
KuroKenshin

Immer wieder interessant von Leuten hinter den Kulissen zu erfahren wie die Arbeit an Animes usw ist. Arigato gozaimasu Miki-san^^

jojo
Gast
jojo

Wirklich interessant das Interview! Auch sehr interessant das eine Anime Folge aus mind 5000 Bildern besteht, viel wird es ab 10000🤔 und Fate Apo. Bestand aus 20000 Bildern😲 kein Wunder daß die Action so gut aussah^^

Momo
Gast
Momo

Ich finde es witzig dass er über das Polizeiauto spricht denn bei You’re under Arrest haben sich so gut wie alle Animatoren darüber beschwert, dass die Polizeiautos am schlimmsten zu animieren sind. Das war noch in den 90ern XD

Guts
Gast
Guts

Und heutzutage kann man sich einfach einen CGI-Dummy zur Hilfe nehmen und diesen übermalen.

SpaceCowboy
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SpaceCowboy

Mind. 1200 Filme im Jahr zu gucken, ist schon ne Hausnummer.

das miau
Gast
das miau

»Hier gab es kleine Bäche, die ich gerne gesehen habe.« Süß, ich mag solche »kleinen« Dinge auch. Besonders in Japan fand ich die Bäche schön, aber bspw. um Berchtesgarden herum, gab es auch wunderschöne Bäche

Die anderen Infos waren natürlich auch sehr interessant, aber dazu haben andere ja schon was geschrieben 🙂